Vechta

Kampagne für Kinder: Inhaftierte Eltern und ihre kleinen Opfer

Rund 100.000 Kinder in Deutschland sind von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen, eine Zahl, die die zugrunde liegenden sozialen und emotionalen Herausforderungen dieser Kinder beleuchtet. Die Situation der Kinder, deren Väter und Mütter im Gefängnis sitzen, wird oft von Einschränkungen im Kontakt geprägt. Besuchszeiten sind stark unterschiedlich geregelt: Einige Justizvollzugsanstalten (JVA) bieten wöchentliche Besuche an, während andere nur eine Stunde pro Monat zulassen, wie TV Movie berichtet.

Persönliche Geschichten verdeutlichen die Tragik dieses Themas. Sascha K. sitzt in der JVA Meppen wegen Urkundenfälschung und Fahren ohne Führerschein. Er bemüht sich, am Familientag teilzunehmen, um mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen Zeit zu verbringen. Auch Nico S. vermisst den Kontakt zu seiner elf Monate alten Tochter, was ihn stark belastet. Ramona M., in der JVA für Frauen in Vechta wegen Betrugs einsitzend, brachte ihr viertes Kind während ihrer Haft zur Welt und beschreibt die Herausforderungen, mit ihrem Sohn im Gefängnis zu leben. Sechs Bundesländer haben 2023 begonnen, Empfehlungen zur Verbesserung der Situation kinderbetroffener Inhaftierter umzusetzen, um den familiensensiblen Vollzug zu fördern.

Herausforderungen für betroffene Familien

Die Belastungen für Kinder von inhaftierten Eltern sind erheblich und reichen von emotionalen Schwierigkeiten über finanzielle Probleme bis hin zu sozialer Isolation. Schätzungen zufolge zeigen zwei Drittel dieser Kinder eine schlechtere seelische Verfassung im Vergleich zu Altersgenossen. Angst und Scham sind häufige Empfindungen, wenn ein Elternteil inhaftiert wird. Die COPING-Studie aus dem Jahr 2012 hat diese Aspekte genauer untersucht und festgestellt, dass regelmäßiger Kontakt zur vater- oder mutterseitigen Figur entscheidend für das Wohlbefinden dieser Kinder ist.

Die UN-Kinderrechtskonvention, die von 196 Staaten unterzeichnet wurde, hebt die Rechte von Kindern hervor, auch im Kontext von Inhaftierungen. Diese emotionale Verbindung ist für viele Kinder wichtig, und die staatliche Verantwortung, diesen Kontakt zu gewährleisten, kann nicht unterschätzt werden. Wöchentliche Besuche und Kommunikationsmöglichkeiten wie Telefon- oder Videotelefonie gehören zu den grundlegenden Rechten, die respektiert werden müssen.

Initiativen zur Verbesserung der Situation

Die Situation der Kinder wurde von Institutionen und Experten zunehmend in den Fokus gerückt. Der Europarat forderte bereits 2018 eine Veränderung hin zu einem familiensensiblen Strafvollzug. In Deutschland haben die Justizministerien seit 2019 den Auftrag, die Europaratsempfehlungen umzusetzen. Ein Vorreiter ist Nordrhein-Westfalen, wo ein Modellprojekt zur Unterstützung der Kinder inhaftierter Eltern ins Leben gerufen wurde.

Die JVA Bielefeld-Brackwede hat bereits seit 2007 Väter-Kind-Gruppen und Familientreffen eingerichtet, um den Kontakt und die Bindung zu stärken. Verglichen mit anderen Bundesländern gibt es jedoch keine einheitlichen bundesweiten Standards für Besuchs- und Kontaktrechte, was eine Herausforderung darstellt. Oft variieren die Mindestbesuchszeiten stark: Während Hessen und das Saarland nebst anderen Bundesländern nur einheitlich eine Stunde pro Monat vorsehen, können in Brandenburg und Sachsen bis zu vier Stunden pro Monat realisiert werden.

Es ist klar, dass der familiensensible Strafvollzug nicht nur den betroffenen Kindern zugutekommt, sondern auch die gesellschaftliche Wiedereingliederung der Inhaftierten fördern kann. Der Kontakt zu den Kindern ist nicht nur für deren Wohlbefinden wichtig; er spielt eine entscheidende Rolle für die Vermeidung zukünftiger straffälliger Verhaltensweisen.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
tvmovie.de
Weitere Infos
deutschlandfunk.de
Mehr dazu
institut-fuer-menschenrechte.de

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