
Das Klinikum Osnabrück hat eine wegweisende Reform für Pflegekräfte implementiert: Seit Januar 2024 gibt es dort einen sogenannten „Flexpool“. Diese Initiative ermöglicht es den rund 120 Beschäftigten, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, und bietet eine direkte Anstellung im Klinikum an, wodurch die Zusammenarbeit mit externen Zeitarbeitsfirmen beendet wurde. Neben der Flexibilität beim Arbeiten sollen die Pflegekräfte dadurch auch Überstunden leichter abbauen können. Arndt Höhbusch, ein Vollzeit-Mitarbeiter im Flexpool, berichtet, dass er keine Nachtschichten mehr hat und die meisten seiner Arbeitswochen aus fünf Tagen bestehen, trotz des ständigen Wechsels zwischen den Stationen.
Das Flexpool-Büro fungiert als zentraler Ansprechpartner für alle Mitarbeitenden und trägt zur Klärung von Unklarheiten bei. Dies ist besonders wichtig, da das Modell gelegentlich Neid und Unverständnis unter den fest angestellten Kollegen hervorruft.
Flexible Arbeitsmodelle als Lösung für Fachkräftemangel
Die Einführung solcher flexibler Arbeitszeitmodelle ist eine Antwort auf den anhaltenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Arbeitgeber sind gefordert, sich an die sich verändernden Anforderungen der Belegschaft anzupassen. Eine positive Rückmeldung zu den flexiblen Arbeitszeiten kommt unter anderem von Claudia Schmidt, die nach fünf Jahren Elternzeit in die Pflege zurückkehrte. Sie beteiligt sich am Flexpool der DRK-Kinderklinik in Siegen, wo sie ihre Verfügbarkeiten sechs Wochen im Voraus angibt und an zwei festen Arbeitstagen sowie zwei Wochenenden pro Monat arbeitet. Hätte es das Flexpool-Modell nicht gegeben, wäre ihr Wiedereinstieg in den Beruf möglicherweise nicht möglich gewesen.
Das Flexpool-Modell zieht positive Bewertungen von Experten an. Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher, hebt hervor, dass die Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit eine zukunftsträchtige Entwicklung darstellt. Dies gilt insbesondere in Zeiten, in denen oft beide Partner in einem Haushalt berufstätig sind. Corinna Lemberg, kommissarische Pflegedirektorin, bestätigt, dass der Flexpool ein wichtiges Instrument ist, um Mitarbeitende zu unterstützen und kurzfristige Ausfälle abzudecken.
Erweiterung der Arbeitszeitmodelle
Die Entwicklung innerhalb des Gesundheitssektors zeigt sich nicht nur in Osnabrück, sondern auch in anderen Kliniken. In der Klinik für Neurologie am Standort Stade der Elbe Kliniken wird ein Pilotprojekt zu zehn Stunden Schichten getestet. Dieses Projekt, das im September 2023 startete und bis Ende März 2024 dauern soll, ist ein weiterer Schritt in Richtung flexibler Arbeitsgestaltung. Die Schichten sind auf drei bis vier Tage pro Woche verteilt, was den Pflegekräften mehr Freizeitausgleich und längere Regenerationsphasen ermöglicht.
Laut Bernd Lambrecht, Pflegedirektor, könnte dieses Modell eine dauerhafte Option im Arbeitszeitmodell der Klinik werden. Der Betriebsratsvorsitzende, Kai Holm, sieht hierin eine große Chance für die Pflege, während eine weitere Station bereits Interesse bekundet hat. So zeigt sich, dass die Bereitschaft, innovative Arbeitszeitmodelle einzuführen, im Gesundheitswesen wächst, was für die Zukunft der Pflege verbindend ist.
Insgesamt lässt sich festhalten: Flexibilität und Selbstbestimmung sind zentrale Themen, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken. Ob im Klinikum Osnabrück oder anderen Einrichtungen, die Zugänge zu modernen Arbeitszeitmodellen sind Schlüssel für eine nachhaltige und attraktive Berufsgestaltung.
Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe auch NDR, Tagesschau und Bibliomed Pflege.