
Das Universitätsorchester der Technischen Universität Braunschweig plant eine besondere Konzertreihe, um das Bewusstsein für die Repräsentation von Komponistinnen in der Musik zu schärfen. Unter dem Titel „Femininomenom – Sinfonische Musik von Komponistinnen“ lädt das Orchester zu Semesterabschlusskonzerten ein, die vom 25. bis 28. Januar 2025 stattfinden. Dieses Engagement ist eine Antwort auf die nach wie vor bestehende statistische Unterrepräsentation von Frauen in der Musik und zielt darauf ab, das Repertoire durch Werke von Komponistinnen zu erweitern.
Die Konzerte finden im Audimax der TU Braunschweig statt. Der Eintritt ist frei, wobei Einlasskarten eine Stunde vor Beginn der Aufführungen ausgegeben werden. Die Programme der Konzerte beinhalten Werke von bedeutenden Komponistinnen, darunter Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel, Mélanie Hélène Bonis und Lili Boulanger. Besonders hervorzuheben ist, dass Lili Boulanger, die erste Frau, die 1913 den Grand Prix de Rome des Pariser Konservatoriums gewann, mit ihrem Stück „D’un matin de printemps“ Teil des Programms ist.
Ein Blick auf die Komponistinnen
Das Programm wird ergänzt durch Werke wie das „Concertino D-dur op. 107 für Flöte und Orchester“ von Cécile Chaminade und „Gaelische Sinfonie e-moll op. 32“ von Amy Beach. Zudem wird die Flötistin Kseniia Konoval als Solistin auftreten, während das Orchester unter der Leitung von Markus Lüdke spielt.
Die Entscheidung, die Musik von Komponistinnen in den Fokus zu rücken, findet in einem Kontext statt, in dem das Thema Frauen in der Musik zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das interdisziplinäre Forschungsfeld, das sich mit den historischen und sozialen Aspekten von Frauen in der Musik befasst, hat in den letzten Jahrzehnten durch feministische Perspektiven und zahlreiche Publikationen, wie dem 2023 erschienenen Buch „250 Komponistinnen. Frauen schreiben Musikgeschichte“ von Arno Lückers, an Relevanz gewonnen.
Herausforderungen für Musikerinnen
Trotz dieser Fortschritte bleibt die Sichtbarkeit von Komponistinnen im Konzertrepertoire gering. Viele historische Komponistinnen, wie Clara Schumann, wurden oft auf ihre Rolle als Ehefrauen von prominenten männlichen Komponisten reduziert. Die männliche Dominanz im klassischen Musikleben ist bis ins 21. Jahrhundert präsent, und Frauen hatten es häufig schwer, sich in diesem Bereich zu etablieren.
Wie aus den Forschungsergebnissen hervorgeht, war die kreative Entfaltung von Musikerinnen oft durch kulturelle Vorurteile und ökonomische Einschränkungen behindert. Dirigentinnen galten häufig als Eindringlinge in eine männlich geprägte Domäne. Gleichzeitig wird der Beitrag von Frauen zur Musikgeschichte immer sichtbarer. Das internationale Archiv Frau und Musik in Deutschland, das 2014 bereits über 20.000 Medieneinheiten von 1.800 Komponistinnen verfügte, ist ein Beispiel für die zunehmende Wertschätzung der Werke von Frauen in der Musik.
Aus dieser Perspektive betrachtet, sind die kommenden Konzerte in Braunschweig nicht nur eine kulturelle Veranstaltung, sondern auch ein wichtiges Zeichen für die Gleichstellung und die Sichtbarkeit von Frauen in der Musikszene. Ob in historischen Klöstern oder modernen Musikszenen – die kreativen Beiträge von Frauen sind wertvoll und verdienen Anerkennung.