
In Reaktion auf einen tödlichen Messerangriff auf eine Kindergruppe in Aschaffenburg am 6. Februar 2025 haben über 60 renommierte Kriminologen eine Stellungnahme veröffentlicht. In dieser warnen sie vor der politischen Instrumentalisierung von Gewalttaten und verlangen eine sachliche, evidenzbasierte Diskussion über Kriminalität und Migration.
Die Erklärung wurde von den Kriminalrechtsexperten Prof. Dr. Susanne Beck und Prof. Dr. Bernd-Dieter Meier vom Kriminalwissenschaftlichen Institut der Leibniz Universität Hannover verfasst. Sie thematisieren die Gefahr, die in hastigen politischen Maßnahmen und emotionalen Reaktionen auf Gewalttaten liegt, die oft eine fundierte Analyse der tatsächlichen Situation behindern.
Forderungen der Experten
Ein zentrales Anliegen der Wissenschaftler ist die Trennung von Straf- und Aufenthaltsrecht. Sie heben hervor, dass Kriminalität nicht als Folge der Staatsangehörigkeit betrachtet werden sollte. Zu den in der Stellungnahme formulierten Forderungen zählen:
- Eine rationale, empiriebasierte Analyse von Kriminalitätsursachen.
- Ein sachlicher Umgang mit Kriminalstatistiken.
- Die Berücksichtigung kriminologischer Erkenntnisse bei Gesetzesvorhaben.
- Die Wahrung der Verhältnismäßigkeit im Strafrecht.
In ihrer Erklärung machen sie zudem deutlich, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist, um der verzerrten Wahrnehmung entgegenzuwirken, dass Kriminalität eng mit der Staatsangehörigkeit verbunden sei. Diese voreilige Schlussfolgerung kann gefährliche politische Konsequenzen nach sich ziehen.
Soziale Isolation als Risikofaktor
Ein weiteres kritisches Thema, das von den Experten angesprochen wird, ist die soziale Isolation bestimmter Gruppen. Sie zeigen auf, dass diese Isolation ein entscheidender Risikofaktor für die Kriminalität sein kann. Die Wissenschaftler plädieren gegen pauschale Abschiebungen nach zwei Straftaten, da solche Maßnahmen nicht evidenzbasiert sind und die gesellschaftlichen Probleme nicht lösen.
Die Debatte um den Aschaffenburger Vorfall hat in den letzten Tagen an Intensität gewonnen. Während die Zahlen der Kriminalität in Deutschland seit Jahren stabil sind, gibt es eine zunehmend emotionalisierte Diskussion über die Rolle von ausländischen Tatverdächtigen. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass eine konstruktive Debatte, die auf Fakten statt auf Ängsten basiert, dringend erforderlich ist.
Insgesamt steht die Stellungnahme nicht nur für eine kritische Betrachtung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sondern auch für die Sinnhaftigkeit einer Kriminalpolitik, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützt. Nur so kann verhindert werden, dass politische Entscheidungen auf Hysterie und nicht auf Rationalität basieren.