
Die Reflexion von Warnkleidung, die Fußgänger und Radfahrer im Dunkeln sichtbar machen soll, kann überraschen: Eine aktuelle Studie des Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) zeigt, dass solche Kleidung nicht nur hilfreich sein kann, sondern auch automatische Notbremssysteme in Fahrzeugen stören kann. Diese Systeme, welche seit Juli 2022 für neue Typzulassungen verpflichtend sind, haben sich als unzuverlässig erwiesen, insbesondere bei Dunkelheit.
Die Untersuchung ergab, dass ein Dummy, der einen Fußgänger in reflektierender Kleidung simulierte, bei Tests mit Fahrzeugen wie dem Honda CR-V und dem Mazda CX-5 auf erhebliche Probleme stieß. Beide Modelle reagierten nicht ausreichend auf die Warnkleidung, während der Subaru Forester deutlich besser abschnitt und kaum Probleme hatte. Diese Ergebnisse lassen aufhorchen, da zwar viele tödliche Fußgängerunfälle bei Dunkelheit geschehen – etwa drei Viertel –, der Schutz durch Notbremssysteme jedoch in diesen Situationen oft nicht gegeben ist.
Stakeholder reagieren
Der IIHS-Präsident David Harkey fordert Nachbesserungen für die betroffenen Fahrzeuge und sieht die Notwendigkeit, die Systeme für den Schutz von Fußgängern zu optimieren. Die Technik hat das Potenzial, Fußgängerunfälle um bis zu 27 Prozent zu reduzieren. Allerdings sinkt die Wirksamkeit nachweislich in der Nacht, was die Notwendigkeit für umfassendere Tests und Verbesserungen unterstreicht. Außerdem kamen in früheren Studien Schwächen bei Nachtansichten ans Licht.
Die Ergebnisse sind besorgniserregend, da in vielen Arbeitsbereichen, wie zum Beispiel bei Straßenarbeitern und Rettungskräften, ähnliche hochsichtbare Kleidung getragen wird. IIHS weist darauf hin, dass die Qualität der Beleuchtung in Fahrzeugen eine signifikante Rolle spielt. In Tests mit bis zu acht Kompakt-SUV konnte eine direkte Abhängigkeit von der Scheinwerferqualität festgestellt werden. Bei Geschwindigkeiten über 80 km/h konnten keine signifikanten Sicherheitsverbesserungen nachgewiesen werden.
Aktuelle Trends und Sicherheitsstandards
Der ADAC hat zudem die Testergebnisse des Euro NCAP zu Notbremsassistenten ausgewertet. Die EU verfolgt das Ziel, bis 2030 die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren und bis 2050 auf null zu reduzieren. Dies erfordert nicht nur verbesserte Technologien, sondern auch strengere Sicherheitsanforderungen, die ab Mitte 2024 für alle neuen Fahrzeuge gelten werden.
In einer Sonderauswertung wurden die Notbremsassistenzsysteme der Fahrzeuge unter die Lupe genommen, wobei die Notbremsfunktion für verschiedene Szenarien bewertet wurde. Die Ergebnisse zeigen:
Funktion | Erfüllungsgrad |
---|---|
Notbremsfunktion Fahrzeug zu Fahrzeug | 40% |
Notbremsfunktion auf Fußgänger | 30% |
Notbremsfunktion auf Radfahrer | 30% |
In diesem Zusammenhang haben Fahrzeuge wie der BMW iX, der Nissan Qashqai und der Subaru Outback hervorstechende Ergebnisse erzielt.
Die Notbremsassistenten gelten jedoch nicht als universal zuverlässig, gerade bei Glätte und hohen Geschwindigkeiten zeigen sie teils erhebliche Schwächen. Tests zeigen, dass gerade bei winterlichen Bedingungen viele Systeme oft nicht rechtzeitig reagieren, was im Kontext der Verkehrssicherheit alarmierende Fragen aufwirft.