
Das LNG-Terminal in Stade, das vor zwei Jahren fertiggestellt wurde, bleibt weiterhin außer Betrieb. Der Grund für die anhaltende Nicht-Inbetriebnahme ist ein Streit um den Anschluss an das Gasnetz. Seit der Ankunft des schwimmenden LNG-Terminalschiffs „Energos Force“ wartet das Terminal auf die Inbetriebnahme. Laut Ingenieur.de wurde der Anleger Ende 2023 vollendet, doch die zugehörige Infrastruktur bleibt ungenutzt. Der Betreiber Deutsche Energy Terminal (DET) hat keinen Starttermin angegeben, während Restarbeiten an den technischen Anlagen notwendig sind. Darüber hinaus fehlen entscheidende Dokumentationen, die Voraussetzung für einen sicheren Betrieb sind.
Am 19. März 2025 wurde bekannt, dass die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) den Vertrag mit DET über die Anbindung an das Gasnetz gekündigt hat. HEH hatte zuvor alle vertraglichen Obligationen für den Bau der Suprastruktur erfüllt und die Abnahme durch die Genehmigungsbehörden erhalten. Dennoch erhielt HEH keine Zahlungen für die abgeschlossenen Bauarbeiten, was zur Vertragskündigung führte. Die Kündigung wurde unter dem Vorwand eines Vertrauensverlusts von HEH vorgenommen.
Investitionen und Kritiken
Das LNG-Terminal in Stade ist Teil der deutschen Strategie zur Diversifizierung der Gasversorgung, insbesondere nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die Gesamtinvestitionen für dieses Terminal belaufen sich auf rund 300 Millionen Euro. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die hohen Kosten und bemängelt den mangelnden Beitrag zur Versorgungssicherheit. Die Charterkosten für die „Energos Force“ könnten bis zu 146 Millionen Euro jährlich betragen, doch eine offizielle Bestätigung steht noch aus. Trotz dieser Herausforderungen sieht die Niedersächsische Landesregierung das Projekt als notwendig an und hat es als prioritär eingestuft.
Die „Energos Force“ dient als Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) und wurde zwischenzeitlich auf Reede vor Helgoland verlegt. Währenddessen gibt es auch Verzögerungen beim LNG-Terminal in Wilhelmshaven, dessen Start nun auf April 2024 verschoben wurde. Der Hanseatic Energy Hub ist ein Importterminal, das der Sicherstellung der LNG- und grünen Gasversorgung in Deutschland dient. Er basiert auf einem flexiblen modulares System und bereitet den Markthochlauf von Wasserstoff vor, was als zukunftsfähig gilt.
Die LNG-Landschaft in Deutschland
Deutschland bezieht Flüssigerdgas (LNG) über die schwimmenden Terminals, um die fehlenden Erdgas-Lieferungen aus Russland auszugleichen. Der Großteil des LNG wird über das Terminal in Wilhelmshaven importiert, gefolgt von Brunsbüttel. Im Frühjahr 2024 wird in Lubmin kein LNG mehr eingespeist. Der LNG-Anteil am gesamten Erdgasimport in Deutschland ist derzeit gering, wird jedoch voraussichtlich durch den Betrieb weiterer Terminals steigen.
Insgesamt wurden sechs schwimmende Terminals genehmigt, mit einer Gesamtkapazität von etwa 30 Milliarden Kubikmetern Erdgas, was fast der Hälfte der Menge entspricht, die 2021 aus Russland importiert wurde. Aktuell operieren alle Terminals als schwimmende Anlagen; künftig sollen die Terminals in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel durch stationäre Anlagen ersetzt werden.
Allerdings gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Umweltverträglichkeit von LNG. Kritiker weisen darauf hin, dass die Gewinnung und Verwendung als fossiler Rohstoff umstritten ist. Umweltverbände warnen vor den möglichen negativen Folgen des Ausbaus der LNG-Infrastruktur auf die Klimaziele der Bundesregierung. Dies führt zu einem nicht abreißenden Dialog zwischen unterschiedlichen Interessengruppen, bei dem sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Aspekte beleuchtet werden müssen.