
Am 18. April 2025 kündigte die La Cour suprême russe an, dass die Taliban von der Liste der als terroristisch eingestuften Organisationen in Russland gestrichen werden. Diese Entscheidung, die sofort in Kraft trat, ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer möglichen Normalisierung der Beziehungen zwischen Moskau und Kabul. Der Richter Oleg Nefedov betonte, dass diese Maßnahme darauf abzielt, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu stärken.
Die Taliban waren seit 2003 als terroristische Organisation in Russland eingestuft. Der Schritt zur Streichung erfolgte, nachdem der russische Staatsanwalt im März 2025 den Rückzug der Taliban aus dieser Liste gefordert hatte. Diese Entscheidung fällt knapp vier Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan am 15. August 2021, als die amerikanischen Truppen das Land verließen.
Russlands neues Interesse an Afghanistan
Moskau betrachtet die Taliban zunehmend als potenziellen Partner in Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der Bekämpfung des Terrorismus. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Isolation des Taliban-Regimes aufgrund der internationalen Besorgnis über die Menschenrechtssituation in Afghanistan, sind andere Länder wie Pakistan, China, Iran und fast alle zentralasiatischen Staaten diplomatisch aktiv im Austausch mit den Taliban.
Die Entscheidung, die Taliban von der Terrorliste zu streichen, bedeutet jedoch keine formelle Anerkennung ihres Regimes durch Russland. Im weltweiten Kontext gilt kein Land als offizielle Anerkennung für die Taliban, insbesondere in Anbetracht der alarmierenden Situation der Frauenrechte in Afghanistan.
Die Lage der Frauen in Afghanistan
Der Rückzug der Taliban hat nicht nur geopolitische Konsequenzen, sondern stellt auch eine gravierende Bedrohung für die Menschenrechte im Land dar. Seit ihrer Machtübernahme haben die Taliban drastische Beschränkungen für Frauen und Mädchen eingeführt. Am 21. Dezember 2022 blockierten die Sicherheitskräfte der Taliban den Zugang von Studentinnen zu Universitäten in Kabul. Dies folgte dem Verbot des Zugangs für Frauen und Mädchen zu den meisten weiterführenden Schulen seit August 2021.
Zahlreiche Berichte dokumentieren, dass Mädchen in verschiedenen afghanischen Provinzen, darunter Takhar und Ghazni, von privaten Bildungseinrichtungen ausgeschlossen wurden. Trotz vorangegangener Zusagen, die Rechte der Frauen zu respektieren, zeigt sich ein Bild der Repression: Frauen ist der Zugang zu Bildung verwehrt, und viele von ihnen sind gezwungen, heimlich zu lernen oder an geheimen Schulen teilzunehmen.
Die Taliban rechtfertigten den Ausschluss von Frauen aus der Hochschulbildung mit Verstößen gegen den Kleidungsstil und Prinzipien der „Koedukation“, während liberalere Sichtweisen innerhalb der Organisation, die Bildung für Mädchen über 12 Jahren unterstützen, an Einfluss verlieren. Die Einschränkungen für Frauen haben sich in den letzten Wochen verschärft und schließen nun auch das Verbot ein, öffentliche Orte wie Parks oder Fitnessstudios zu betreten. Viele Frauen fühlen sich zunehmend isoliert und erlebt einen Rückzug in die eigene Wohnung.
Der US-Außenminister Antony Blinken hat klargemacht, dass kein Land prosperieren kann, wenn die Hälfte seiner Bevölkerung unterdrückt wird. Die Verweigerung von Bildung für Mädchen wird weitgehend als ein bedeutender Rückschritt für die Rechte der Frauen in Afghanistan interpretiert, die ohnehin schon von der Taliban-Herrschaft bedroht sind. Experten sind sich einig, dass die Verweigerung des Zugangs zur Bildung nicht mit islamischen Werten in Einklang steht.
Zusammengefasst zeigt diese Situation, wie geopolitische Entwicklungen direkt mit der Schicksalslage der afghanischen Frauen verknüpft sind, und wie wichtig internationale Aufmerksamkeit und Druck bleiben, um grundlegende Menschenrechte zu wahren.