
Am Mittwochmorgen, den 12. Februar 2025, protestierten etwa 250 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Stadthagen. Organisiert von der Gewerkschaft Verdi, trugen die Teilnehmer Westen und Regenponchos mit klaren Botschaften wie „Wir sind es wert“ und „Zusammen geht mehr“. Der Streik, an dem mehrere Kindertageseinrichtungen, die Straßenmeisterei und die Stadtwerke Schaumburg teilnahmen, zielte darauf ab, auf die schwierige Situation in Kitas und anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes aufmerksam zu machen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Jonas Schmidt betonte, dass junge Kollegen oft nicht bis zur Rente in diesem Berufsfeld arbeiten können, was ein ernstes Problem für die Branche darstellt.
Ein zentraler Punkt des Protests war die Forderung nach höheren Löhnen. Verdi verlangt eine Gehaltserhöhung von acht Prozent oder zumindest 350 Euro monatlich für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Diese Forderung wird von der Tatsache untermauert, dass die Mitarbeiter im Durchschnitt drei Überstunden pro Woche leisten. Ein zusätzliches Anliegen ist die Einführung eines „Mein-Zeit-Kontos“, um Überstunden zu sammeln und besser zu verwalten. Schmidt erkannte an, dass es Verständnis für den Streik gibt und stellte klar, dass es keine Vorwürfe hinsichtlich des Gehalts gibt.
Tarifverhandlungen stehen an
Die ersten Tarifverhandlungen für den TVöD im Jahr 2025 verliefen bisher ergebnislos. Die nächste Runde der Gespräche ist für den 17. Februar 2025 terminiert. Der bestehende Tarifvertrag endet am 31. Dezember 2024, was den Druck auf die Verhandlungen erhöht. Die Gewerkschaften, zu denen auch Verdi gehört, vertreten die Interessen von rund 2,3 Millionen Angestellten bei Bund und Kommunen, und ihre Forderungen sind klar und deutlich. Neben der Gehaltserhöhung fordern sie auch höhere Zuschläge für belastende Tätigkeiten sowie drei zusätzliche freie Tage im Jahr.
Besonders akut ist der Personalmangel im öffentlichen Dienst. Rund 500.000 Stellen sind derzeit unbesetzt, was zu einem erheblichen Stress für die verbleibenden Beschäftigten führt. Eine Umfrage zeigt, dass 62,5 % der Befragten unbesetzte Stellen in ihrem Arbeitsbereich als belastend empfinden. Zudem fühlen sich 66,9 % regelmäßig leer und ausgebrannt. Verdi fordert daher Lösungen gegen die Überlastung und hebt die Notwendigkeit einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Beamte von 41 auf 39 Stunden hervor.
Gegenseitige Erwartungen und Kritik
Während die Gewerkschaften auf Fortschritte in den Verhandlungen hoffen, kritisiert die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) die Gehaltsforderungen als unrealistisch. Sie sehen sich momentan nicht in der Pflicht, ein Gegenangebot vorzulegen. Zudem wird gefordert, dass das Tarifergebnis auch für Beamte, Richter und Soldaten übertragen wird. Diese Tarifverhandlungen sind nicht nur für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bedeutung, sondern auch für die Pflege sowie den Sozial- und Erziehungsdienst.
In diesem Kontext betont Verdi, dass es von größtem Interesse für die Allgemeinheit sei, dass der öffentliche Dienst funktioniere und attraktiv bleibe. Schmidt schloss mit der Ankündigung, dass der aktuelle Streik nur der Anfang sein könnte, sollte es keine Fortschritte bei den Verhandlungen geben. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sind entschlossen, ihre Anliegen durchzusetzen und auf die Missstände aufmerksam zu machen.
Weitere Informationen über die Entwicklungen und den Verlauf der Tarifverhandlungen können auf SN Online, Zusammen geht mehr und Öffentlicher Dienst News nachgelesen werden.