
Der Süßigkeitenladen „Schoko Schock“ in Salzgitter-Lebenstedt hat nach nur etwas mehr als einem Jahr seines Bestehens endgültig geschlossen. Das Geschäft, das im Jahr 2022 eröffnet wurde, schloss seine Türen im Oktober 2024. An der Fensterscheibe hängt nun ein Schild mit der Aufschrift „Zu vermieten“. Im Inneren des Ladens sind noch unverkäufliche Verpackungen vorhanden, die darauf hinweisen, dass das Geschäft plötzlich aufgegeben wurde. Der Freund des Besitzers berichtet, dass die Filiale in anderen Städten, wie Bochum und Dortmund, gut läuft, während der Standort in Salzgitter offenbar mit Problemen zu kämpfen hatte.
Der Rückgang der Kundschaft führte dazu, dass „Schoko Schock“ unregelmäßige Öffnungszeiten hatte. Der Laden befindet sich am Fischzug 8 und ist jetzt zur Vermietung ausgeschrieben. Diese Schließung ist Teil eines größeren Trends, der den Einzelhandel in Deutschland betrifft.
Einzelhandelskrise in Deutschland
Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet, dass in diesem Jahr insgesamt 5.000 Einzelhandelsläden schließen werden. Seit 2020 haben bereits 46.000 Läden ihre Pforten geschlossen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth warnt, dass diese Entwicklungen fatale Auswirkungen auf die Attraktivität von Stadtzentren haben. Der Einzelhandel ist häufig der Hauptgrund für den Besuch von Innenstädten, und schleichende Schließungen führen zu einer Abwärtsspirale in diesen Regionen.
Die Branche leidet unter einer schwachen Konjunktur, hoher Inflation und steigenden Mietkosten. Im Jahr 2022 wuchsen die Umsätze im Einzelhandel zwar um 2,9 Prozent auf knapp 650 Milliarden Euro, jedoch war dies vor allem auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Inflationsbereinigt sanken die Umsätze um 3,4 Prozent. Für 2023 prognostiziert der HDE ein Umsatzwachstum von 3,5 Prozent, inflationsbereinigt entspricht dies lediglich einer realen Steigerung von etwa 1 Prozent.
Dringende Maßnahmen gefordert
Um dem Ladensterben entgegenzuwirken, fordert der HDE umfassende Sofortmaßnahmen. Dies erfordere eine enge Zusammenarbeit aller Akteure, einschließlich Handel, Kommunen, Gastronomie und Kultur. Die zunehmenden Leerstände ziehen Stadtzentren in einen Abwärtsstrudel, weshalb der HDE die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle zur Koordination von Förderprogrammen und Maßnahmen zur Innenstadtentwicklung als notwendig erachtet.
Um die Schließungen abzufedern, wurden während der Diskussion um Lösungen drei Hauptmaßnahmen vorgeschlagen: Erstens die Stärkung von „Kauf Lokal“ durch lokale Kampagnen und Treueprogramme, zweitens die Schaffung multifunktionaler Orte, die Dienstleistungen in Geschäfte integrieren und drittens die Umnutzung von Ladenflächen in Wohnraum, um die Attraktivität der Stadtzentren zu stärken.
Die Lage in Salzgitter-Lebenstedt spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen viele Einzelhändler stehen. Ohne maßgebliche Unterstützung von Politik und Gemeinschaft könnte der Trend in Richtung weiterer Schließungen und Verödung der Innenstädte unaufhaltsam weitergehen. Die Entwicklung des Einzelhandels ist somit nicht nur eine Frage der Wirtschaft, sondern auch eine der urbanen Lebensqualität.