
Die französisch-russischen Beziehungen sind heute äußerst angespannt, wie lefigaro.fr berichtet. Philippe Delpal, ein französischer Banker, wurde 2021 in Russland zu viereinhalb Jahren Haft mit aufgeschobener Strafe für Geldwäsche verurteilt. Diese Strafe wurde nun in eine tatsächliche Haftstrafe umgewandelt, dennoch befindet sich Delpal nicht mehr in Russland. Der Fall wirft Fragen zur Relevanz und Fairness des russischen Justizsystems auf.
Gleichzeitig gerät die Lage um Laurent Vinatier, einen französischen Forscher, der seit Juni 2024 in Russland inhaftiert ist, zunehmend ins Rampenlicht. Vinatier wurde im Oktober 2024 von der Moskauer Richterin Natalia Tcheprassova zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er sich nicht als „Agent des Auslands“ registriert hatte. Seine Forschung im Bereich der Sowjetgeschichte wird von Kollegen als legitim angesehen, was die Arbitrariät seiner Verurteilung verstärkt. Die französische Regierung hat diese Entscheidung als willkürlich verurteilt und fordert seine sofortige Freilassung.
Die Reaktionen auf die Verurteilungen
Die Strafen gegen Vinatier und Delpal haben in Frankreich große Besorgnis ausgelöst. Präsident Emmanuel Macron hat die russische Regierung mehrfach als „existenzielle Bedrohung“ bezeichnet und hebt hervor, dass all dies im Kontext einer anhaltenden militärischen Unterstützung für die Ukraine geschehen ist. Dies geschieht zudem, während die französische Regierung zunehmend kritisiert wird, weil sie die russischen Medien zensiert und öffentlich gegen die russische Desinformationspolitik vorgeht.
Philippe Delpal hatte ursprünglich im Juni 2023 Glück im Unglück, als seine Strafe zunächst auf drei Jahre und vier Monate reduziert wurde. Die Entscheidung, die aufgeschobene Strafe zu widerrufen, fiel jedoch, weil er gegen die Bedingungen seines Delikts verstoßen hatte, indem er Russland verlassen hatte.
Geopolitische Spannungen
Die Spannungen zwischen Frankreich und Russland sind nicht neu und haben ihre Wurzeln in einem komplexen historischen Kontext. Laut Wikipedia gab es schon im 15. und 16. Jahrhundert eine permanente Konfrontation zwischen Russland und Polen-Litauen, die direkte diplomatische Kontakte zwischen den beiden Ländern erschwerte. Erst much später im Jahr 1615, nach der Sendung eines russischen Gesandten an den Hof von Ludwig XIII., konnten die ernsthaften diplomatischen Bemühungen beginnen.
In den letzten Jahren haben sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter verschärft, insbesondere seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022. Frankreich hat sich in dieser Zeit entschieden an der Seite der Ukraine positioniert, was zu einer drastischen Verschlechterung der bilateralen Beziehungen geführt hat. Diese Entwicklung wird oft als Teil eines größeren geopolitischen Schachspiels zwischen Russland und dem Westen betrachtet.
Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass die deutsch-französischen Verhältnisse von historischen Konflikten, geopolitischen Überlegungen und den menschlichen Schicksalen von Inhaftierten geprägt sind. Die Diskussionen um die beiden französischen Staatsbürger könnten somit weitreichende Konsequenzen für die künftige Rolle Frankreichs in den internationalen Verhältnissen und den Umgang mit Russland haben.