
Am 27. Januar wird in Deutschland der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts begangen. Dieser Tag erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung bereits zum 80. Mal. Die grimmige Bilanz des Lagers zeugt von einer der schlimmsten Tragödien der Menschheitsgeschichte: Mindestens 1,1 Millionen Menschen starben dort, darunter die Mehrheit Juden. Die Realität in Auschwitz war geprägt von unvorstellbaren Qualen, Hunger und Tod, wobei die Häftlinge oft unterernährt in einem katastrophalen Zustand lebten, wenn die Befreiung kam. Der Rückzug der Nazis ging mit der Ermordung von 10.000 Häftlingen einher, bevor die Sowjets eintrafen, um das Lager zu befreien.
In Worpswede, einer kleinen Gemeinde, wird diese Erinnerung für die Zukunft mit einer Ausstellung und einer Lichteraktion gewürdigt. Die Kooperation der Initiative „Nie wieder – Erinnern für die Zukunft – Gemeinsam gegen Rechts“ ruft zur Versammlung am 27. Januar um 17 Uhr auf dem Rosa-Abraham-Platz auf. Dieser Platz soll in ein Meer aus Kerzenlichtern verwandelt werden, um der Opfer zu gedenken. Die Versammlung wird von Jochen Semken eröffnet, gefolgt von einer Rede von Pastor Jörn Contag. Im Anschluss gehen die Teilnehmer zur Galerie Altes Rathaus, um die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ von Hans-Roland Becker zu besuchen.
Die Ausstellung „Gegen das Vergessen“
Hans-Roland Becker, ein naheliegender Künstler mit einer Beziehung zu Worpswede, präsentiert in seiner Ausstellung eine Foto-Dokumentation, die sich mit dem Kriegsgefangenenlager Stalag X B in Sandbostel sowie der NS-Zeit in Worpswede auseinandersetzt. Bevor die endgültige Planung begann, erkundete Becker mit der Gruppe „Worpsweder Masterclass“ die schwierige Spurensuche nach der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Gemeinde. Dabei stieß er auf zahlreiche Schwierigkeiten, da viele Dokumente und Beweise nach dem Krieg vernichtet wurden
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Die Ausstellung soll nicht nur erinnern, sondern auch zum Lernen aus der Geschichte aufrufen. Symbolische Darstellungen, wie ein Weg ins Leere und gekreuzte Bahnschwellen, sind Teil der Installationen. Ergänzt werden diese durch historische Aufnahmen und Objekte aus der Gedenkstätte Sandbostel, die das Grauen der damaligen Zeit verdeutlichen. Die Ausstellung ist bis zum 2. März geöffnet und bietet freien Eintritt, was die Zugänglichkeit für alle Interessierten erhöht.
Die Bedeutung des Holocaust-Gedenktags
Der Holocaust-Gedenktag hat nicht nur für die Überlebenden, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes eine immense Bedeutung. Der 27. Januar ist seit 1996 in Deutschland gesetzlich verankert und wurde 2005 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. In einer Welt, in der die Zeitzeug*innen der Vergangenheit zunehmend rarer werden, ist es wichtig, dass Schulen und Bildungseinrichtungen den Schüler*innen einen Zugang zur Geschichte des Holocaust bieten. Hierbei wird oft gefordert, dass Besuche von Gedenkstätten im Bildungswesen verankert werden, um ein tieferes Verständnis der historischen Kontexte zu fördern.
Die Diskussion über die Verantwortung dieses Kolonialguts bleibt allgegenwärtig. Imanuel Baumann, Leiter eines Dokumentationszentrums, und Professor Alfons Kenkmann betonen, dass es nicht an Wissen über den Holocaust mangele, sondern oft an der Fähigkeit, diesen in den richtigen historischen Kontext zu setzen. Die Lichteraktion in Worpswede ist daher nicht nur eine Gedenkveranstaltung, sondern ein wichtiger Schritt für das kollektive Gedächtnis und das Streben nach einer besseren deutschen Erinnerungskultur für zukünftige Generationen.