
In Lilienthal wird der Ruf nach besseren Katastrophenschutzmaßnahmen immer lauter. Lars van den Hoogen, der Ortsbrandmeister, betont, dass die Bevölkerung lernen sollte, sich im Katastrophenfall selbst zu helfen. Die vorangegangenen Hochwasserereignisse, die in den letzten Monaten verheerende Schäden verursacht haben, verdeutlichen die Notwendigkeit, Gefahren frühzeitig zu erkennen und eigenverantwortlich zu handeln. Laut Weser-Kurier konnten die Einsatzkräfte nicht alle Personen oder Objekte gleichzeitig schützen. Besonders hervorzuheben ist das Problem des „Social-Media-Hochwassertourismus“, der während des Hochwassers beobachtet wurde und zu gefährlichen Situationen führte.
Die Lilienthaler Feuerwehr hat im vergangenen Jahr 202 Einsätze verzeichnet, wobei 273 Einsätze in der Vorjahresperiode auf Hochwasser zurückzuführen waren. Diese Zahlen belegen den Anstieg wetterbedingter Notfälle, der auf den spürbaren Klimawandel zurückzuführen ist. Der lokale Katastrophenschutz sieht sich daher gezwungen, eigene Prozesse zu überdenken und die Bevölkerung aktiv in die Vorbereitungen einzubeziehen. In diesem Zusammenhang wird ein Katalog mit 32 Vorschlägen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes erstellt, um zukünftige Katastrophen besser bewältigen zu können.
Steigende Arbeitsbelastung und Personalmangel
Ein besorgniserregender Trend innerhalb der Feuerwehr ist die steigende Arbeitsbelastung. Eine Befragung von 1.750 Feuerwehrleuten zeigte, dass 76 Prozent von ihnen Mehrarbeit leisten und die durchschnittliche regelmäßige Arbeitszeit bei 48 Wochenstunden liegt. Die Feuerwehrleute klagen über Personalmangel, was zu einer Verdopplung der negativen Selbsteinschätzung im Vergleich zu jenen ohne Personalmangel führt. Energie-Klimaschutz berichtet, dass fast ein Drittel der Befragten, die unter Personalmangel leiden, über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken.
Die Überlastung hat direkte Konsequenzen: 22 Prozent der Befragten äußern, dass der Sicherungstrupp während Einsätzen nicht immer besetzt werden kann. Diese Situation ist alarmierend, da vor allem der Klimawandel dazu führt, dass das Brandrisiko, insbesondere bei Vegetations- und Waldbränden, ansteigt. Die Feuerwehr ist daher mehr denn je auf ausreichendes Personal angewiesen.
Die Rolle der Feuerwehr im Klimawandel
Die Veränderungen des Klimas haben nicht nur direkte Auswirkungen auf die Einsätze der Feuerwehr, sondern beeinträchtigen auch kritische Infrastrukturen. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hebt hervor, dass Unwetterereignisse zunehmend Schäden verursachen, die nicht nur Menschen gefährden, sondern auch die Funktionsfähigkeit von grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser- und Stromversorgung beeinträchtigen. Dies setzt die Einsatzkräfte unter Druck und erfordert eine schnelle Reaktion, oft bei gleichzeitigem Auftreten mehrerer Notfälle.
Die Feuerwehr hat einige Maßnahmen ergriffen, um besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein. So wurde durch Spenden eine Drohne und ein Container mit Pumpen angeschafft. Auch die Personalstruktur wird überprüft: Mit Rainer Herzberg, der als erster hauptamtlicher Gerätewart eingestellt wurde, möchte die Feuerwehr die Effizienz steigern. Zudem gibt es eine Veränderung in der Führungsebene, da Ture Schönebeck sich als stellvertretender Ortsbrandmeister zurückzieht und Kay Müller als Nachfolger vorgeschlagen wird.
Gemeindewahlen und Ehrungen
Die nächste Sitzung des Gemeinderats am 18. Februar wird entscheidend für die weitere Struktur der Feuerwehr sein, insbesondere hinsichtlich der geplanten personellen Veränderungen. Der Vorschlag zur Ernennung von Kay Müller wird von 53 von 55 stimmberechtigten Feuerwehrleuten unterstützt. Gleichzeitig wurden langjährige Mitglieder der Feuerwehr, darunter Dennis Hasenpusch für 25 Jahre und Hans-Dieter Meyerdierks für 60 Jahre Dienst, geehrt. Trotz der positiven Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Feuerwehr, die aktuell 68 Männer und nur zwei Frauen umfasst, gibt es weiterhin Herausforderungen in der Gleichstellung und der Rekrutierung.