
Am 12. Februar 2025 fand im gut besuchten Brömsehaus ein herausragendes Konzert zu Franz Schuberts „Winterreise“ statt. Der Tenor Marcel Hallberg und die Pianistin Deborah Coombe führten das Publikum durch die 24 emotional aufgeladenen Lieder des Zyklus, während Hallberg die Inhalte sowohl musikalisch als auch inhaltlich analysierte. Laut der Landeszeitung ist „Winterreise“ ein tiefgründiges Werk, das den Abschied von Heimat, Frühling, Liebe und Hoffnung thematisiert und mit einem letzten Lied endet, in dem der Wanderer auf den mysteriösen Leiermann trifft. Diese Begegnung wirft Fragen über die Rolle des Leiermanns auf – ist er der musikalische Weggefährte oder ein Symbol des Todes?
Hallberg, der auch als Arzt und Therapeut tätig ist, brachte das Publikum in die Welt der Abgründe und Hoffnungen, die Schubert mit „Winterreise“ verband. Er erklärte, dass Schubert seit 1823 an Syphilis litt, was zu seiner Depression führte und einen spürbaren Einfluss auf seine Schaffenskraft hatte. Trotz seiner Krankheit blieb er kreativ, und die „Winterreise“ entstand in den letzten Jahren seines Lebens, als er mit dem Sterben konfrontiert war. Schubert starb 31-jährig, ohne ein Alterswerk, doch gerade seine Spätwerke wie dieses geben einen tiefen Einblick in seine Schmerzerfahrung und die menschliche Existenz. Die Lieder sind nicht nur musikalisch meisterhaft, sondern auch textlich stark mit Wilhelm Müllers Gedichtzyklus „Die Winterreise“ verbunden, der 1823 veröffentlicht wurde
Schuberts widersprüchliche Emotionen
In seinen Erklärungen betonte Hallberg, dass die Musik der „Winterreise“ die gegensätzlichen Stimmungen von Sehnsucht und Verzweiflung widerspiegelt. Besonders im Lied „Rast“ zeigt sich die Depression des Wanderers, der dennoch einen Hauch von Hoffnung empfindet. Hallberg interpretiert das Klavierspiel in „Der Lindenbaum“ als verspielt und leichtfüßig, was im Kontrast zu dramatischen Passagen steht, die oft nicht gespielt werden, jedoch den inneren Konflikt des Wanderers verdeutlichen. Die Themen der Hoffnung und des Ausgeliefertseins verknüpfen sich auch mit mystischen Erfahrungen von Palliativpatienten, die Hallberg in seinen Erzählungen einbrachte.
Die „Winterreise“ handelt von dem empfindsamen Thema des Wanderns und der menschlichenExistenz. Der Wanderer spiegelt die Einsamkeit und Enttäuschung wider, die viele Menschen empfinden. Schubert selbst verarbeitete in diesem Zyklus seine eigene schmerzvolle Erkrankung und die damit verbundenen existenziellen Fragen, die er bis zu seinem Tod am 19. November 1828 in Wien stellte wissen.de berichtet. Er war besessen von der Musik und arbeitete noch an Korrekturen zu „Winterreise“ auf seinem Sterbebett. Schubert hatte beim Komponieren der Lieder 1827 nur die ersten zehn Gedichte gekannt, bevor sein Freund Schober ihn auf die Gesamtausgabe aufmerksam machte, die zu den letzten Anpassungen führte.
Ein bedeutendes Erbe
Die „Winterreise“ gilt als bedeutende Verbindung zwischen Gedicht und Komposition. Schubert bezieht die Zuschauer in die emotionale Tiefe seines Werks ein, indem er die Trauer und den Verlust, den er selbst heftig erlebte, in Melodien verwandelt. Joseph von Spaun berichtete, dass der Komponist die Lieder erstmals 1827 im privaten Kreis mit bewegter Stimme vortrug. Trotz seiner finanziellen Schwierigkeiten und der Unterstützung von Freunden hinterließ Schubert ein beeindruckendes Erbe, das weiterhin Menschen bewegt und berührt.