
In einer festlichen Atmosphäre wird die Literarische Gesellschaft Lüneburg ein besonderes Ereignis zu Ehren der Lyrikerin Mascha Kaléko ausrichten. Am 19. Januar 2024, dem Tag der Premiere des Beziehungsdramas „Wahrheiten“ mit Anjorka Strechel, wird die Schauspielerin im ausgebuchten Heinrich-Heine-Haus Gedichte von Kaléko lesen. Diese Veranstaltung nutzt die Gelegenheit, die Gedichte einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts zu würdigen.
Die Literarische Gesellschaft Lüneburg, auch als LiGeLü bekannt, hat sich seit ihrer Gründung 1987 dem kulturellen Leben der Stadt verschrieben. Trotz einiger Krisen, die die Gesellschaft an den Rand der Auflösung brachten, hat sie sich erfolgreich weiterentwickelt und neue Mitglieder gewonnen. Bürgermeisterin Christel John hat in ihrem Dank die unverzichtbare Rolle der Gesellschaft in der Lüneburger Kulturszene hervorgehoben.
Ein Abend im Zeichen der Lyrik
Die Vorsitzende Birte Schellmann wird durch das Programm führen und dabei das Leben sowie das Werk von Mascha Kaléko in den Fokus rücken. Kaléko, die von 1907 bis 1975 lebte, wird oft als „weiblicher Ringelnatz“ oder „weiblicher Kästner“ bezeichnet. Ihre Gedichte, die durch eine Mischung aus Melancholie, Humor und politischem Geist geprägt sind, gewinnen mit der Zeit an Tiefe und Nachdenklichkeit. Birte Schellmann wird Gedichte auswählen, die autobiografische Elemente beinhalten und Kalékos Lebensweg reflektieren. Ein bekanntes Zitat von Kaléko lautet: „Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang, / Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.“
Zur Feier von Kalékos 50. Todestag am 21. Januar 2024 wird Anjorka Strechel, die in Lüneburg geboren wurde und Schauspiel in Hamburg studierte, die Lesung übernehmen. Sie ist nicht nur in der Region für ihre Theaterengagements bekannt, sondern auch aus zahlreichen Fernsehproduktionen. Nach ihrem Auftritt im Heinrich-Heine-Haus zusammen mit Jörg Hustiak im Kafka-Jahr 2024 wird sie erneut eine Hommage an Kaléko bieten.
Mascha Kalékos Leben und Werk
Mascha Kaléko, geboren als Golda Malka Aufen in Chrzanów (Österreich-Ungarn), war eine Lyrikerin, die zur literarischen Strömung der Neuen Sachlichkeit zählt. Ihre Familie emigrierte 1914 nach Deutschland, um Pogromen zu entkommen. Kaléko hatte eine prägende Zeit im Berliner Umfeld der 1920er Jahre, in dem sie Kontakte zur künstlerischen Avantgarde knüpfte und ihre ersten Gedichte veröffentlichte. Trotz nationalsozialistischer Verfolgung, die zu einem Verbot ihrer Werke führte, konnte sie nach 1945 an ihre Erfolge anknüpfen.
Die Rückkehr nach Deutschland in den 1950er Jahren und ein gescheiterter Versuch eines Neubeginns in Israel nach 1960 prägten ihr weiteres Schaffen. Nach dem Tod ihres Mannes plante sie, in ihr Heimatland zurückzukehren, verstarb jedoch 1975 in Zürich. Auf dem dortigen israelitischen Friedhof fand sie ihre letzte Ruhestätte. Ihr literarisches Vermächtnis bleibt lebendig, während Gedenktafeln und Straßen in Berlin und Zürich heute ihren Namen tragen.
Aufgrund der hohen Nachfrage wird eine Wiederholung des Kaléko-Abends in Lüneburg geplant, für die noch ein Termin festgelegt werden muss. Der nächste öffentliche Termin der Literarischen Gesellschaft findet am 5. Februar 2024 zum Thema „Wie es hätte sein können – Fiktive Kriminalgeschichten im historischen Geschehen“ statt.