
Eckhard Rodemer ist seit Jahresbeginn 2023 hauptamtlicher Geschäftsführer der Volkshochschule (VHS) in Lüneburg. Er übernahm den Posten im April 2022 kommissarisch nach dem Rücktritt von Christiane Finner, die aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die finanzielle Ausstattung mit Stadt und Landkreis aus dem Amt schied. Finner, die die VHS während der Corona-Pandemie leitete und das Kursangebot neu strukturierte, wünschte sich eine bessere finanzielle Ausstattung, stieß dabei jedoch auf Widerstand seitens der Träger. Diese legen aufgrund der angespannten Haushaltslage Wert auf Wirtschaftlichkeit, was letztendlich zu ihrer Trennung führte.
Rodemer, der vor seiner Tätigkeit bei der VHS als Bankfachwirt und als Vorstand in verschiedenen Kreditinstituten arbeitete, sieht das Vertrauen der Gesellschafter und des Aufsichtsrats als Ansporn, die Volkshochschule zukunftsfähig zu machen. Seine beruflichen Wurzeln im Bankensektor und seine zwölfjährige Erfahrung als Interimsmanager im Bereich Prozessoptimierung sollen ihm bei dieser Herausforderung helfen. Lüneburgs Landrat Jens Böther hat Rodemers Erfahrungen in der Privatwirtschaft und bei Bundesbehörden gelobt, während Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch die Bedeutung der Kontinuität in der Führung der VHS hervorhebt.
Vielfältiges Bildungsangebot
Unter Rodemers Leitung plant die VHS, ihr angestaubtes Image zu verändern und die Vielfalt des Bildungsangebots zu betonen. Die Volkshochschule bietet Integrationskurse, Sprachkurse für Mitarbeiter ansässiger Unternehmen sowie Vorbereitungskurse für den Berufseinstieg oder Wiedereinstieg an. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Fortbildung, mit Kursen in EDV, Sprachen, Kommunikation, Gesundheitsvorsorge und Resilienz. Rodemer hebt die Bedeutung von Bildung für die Integration ausländischer Fachkräfte hervor.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die VHS im Jahr 2024 rund 46.900 Unterrichtseinheiten für 16.063 Teilnehmer anbietet. Mit einem jährlichen Umsatz von etwa 4,8 Millionen Euro ist die VHS der größte Bildungsträger in der Erwachsenenbildung in der Region. Die Geschäfte der VHS werden zu 100 Prozent von den Kommunen Landkreis und Hansestadt Lüneburg getragen, wobei der Landkreis 74,9 % und die Hansestadt 25,1 % der Geschäftsanteile hält.
Herausforderungen im Bildungssystem
Die Herausforderungen, mit denen die VHS konfrontiert ist, sind vielfältig. Der Ukrainekrieg hat zusätzliche bildungspolitische Fragen aufgeworfen, die es zu bewältigen gilt. Die Digitalisierung der VHS, ein wichtiger Schritt unter Finner, wurde von der ersten Kreisrätin Yvonne Hobro gelobt. In Anbetracht der unterschiedlichen Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung wird es spannend sein, wie Rodemer die VHS in dieser dynamischen Umgebung steuern wird.
Die VHS-Kurse sind ein fester Bestandteil der deutschen Erwachsenenbildung und ermöglichen es vielen, persönliche Interessen nachzugehen, Sprachen zu lernen, Gesundheitskurse zu besuchen oder berufliche Qualifikationen zu erwerben. Sie sind gemeinnützige Bildungseinrichtungen, die auf Erwachsene ausgerichtet sind und eine Vielzahl von Kursen in verschiedenen Programmbereichen anbieten, darunter Sprachen, Gesundheit und Ernährung sowie Beruf und Karriere. Die Teilnahme ist in der Regel unproblematisch, da es wenige spezielle Voraussetzungen gibt, wohingegen die Kosten moderat gehalten werden, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
Rodemer lebt seit über 30 Jahren im Landkreis Lüneburg, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, die ebenfalls im Bildungsbereich tätig sind. Die nächsten Schritte werden entscheidend dafür sein, wie erfolgreich er die VHS durch die bevorstehenden Herausforderungen führen kann.