
Das Rundlingsmuseum Wendland in Lübeln sucht nach Unterstützung in Form von alten Leinenstoffen und Garnen. Laut luechow-dannenberg.de werden gut erhaltene Leinenreste, Hedeleinen sowie Leinenmischgewebe gesucht. Insbesondere alte Leinenballen aus dem Wendland und angrenzenden Regionen stehen im Fokus, entweder als Spende oder zum Ankauf.
Diese Materialien sollen in einer neuen Ausstellung über Flachs und Leinen verwendet werden, die das Museum plant. Die Dauerausstellung wird nicht nur neu konzipiert, sondern auch inhaltlich ergänzt. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den Handelswegen, die für die Flachs- und Leinenproduktion von Bedeutung waren. Die Herstellung von Leinen war traditionell ein wichtiger Nebenerwerb für die bäuerliche Bevölkerung.
Historisches Wissen und handwerkliche Fertigung
Die Textilproduktion hat eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Nach Angaben von textiltechnikum.de dominierten in dieser Zeit Flachs und Wolle die Produktionslandschaft. Die Flachsverarbeitung war vor allem am Niederrhein verbreitet, und die Textilherstellung fand häufig in heimischen Webstuben im Rahmen des Verlagssystems statt. Weber arbeiteten dabei für Verleger, was das Bild der Textilindustrie der damaligen Zeit prägte.
Im Rahmen eines Textil-Workshops, der in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW Hamburg) während der Kulturellen Landpartie stattfinden wird, sollen alte Leinen und Garn weiterverarbeitet werden. Das Museum ermutigt Interessierte, alte Materialien zu spenden. Spenden können auch nach Absprache abgeholt werden. Um mit dem Team in Kontakt zu treten, steht eine Telefonnummer zur Verfügung: 05841 – 962 930. Die Erreichbarkeit ist von Montag bis Donnerstag zwischen 9.00 und 13.00 Uhr.
Leinen als traditionsreicher Rohstoff
Die Leinenindustrie verarbeitet die Pflanze Lein, auch Flachs genannt, um daraus Garn und Leinenstoffe herzustellen. Wie Wikipedia berichtet, ist Leinen seit über 5.000 Jahren als textile Faser bekannt und fand bereits bei Ägyptern und Römern Verwendung. Im Mittelalter stellte man Leinen in Gebieten wie Schwaben und Schlesien her, wo es einen bedeutenden wirtschaftlichen Einfluss hatte.
Die Verarbeitung von Flachs ist bekannt dafür, arbeitsintensiv zu sein. Im 19. Jahrhundert gewann die Leinenindustrie insbesondere in Irland an Bedeutung, während irische Auswanderer Flachs nach Amerika brachten. Allerdings verlor das Leinen im 19. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung, als Baumwolle, die in den Südstaaten von Sklaven geerntet wurde, die Marktanteile übernahm.
Heute stammen die Hauptrohstoffe für Leinen aus Ländern wie Russland, Polen, Tschechien, Frankreich und Belgien. In den letzten Jahren hat sich jedoch ein neues Interesse an der traditionellen Leinenproduktion entwickelt, sodass in der Schweiz seit 2010 wieder Faserlein angebaut wird. Im Rundlingsmuseum Wendland wird dieser tief verwurzelte und reiche textile Erbe zum Leben erweckt. Die Suche nach alten Materialien für die Ausstellung ist ein wichtiger Schritt in dieser Richtung.