
In Neu Darchau und dem Ortsteil Katemin wird die Bedrohung durch Hochwasser zunehmend zu einem drängenden Problem. Eine aktuelle Machbarkeitsstudie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zeigt, dass die beiden Orte an der Elbe dringend einen wirksamen Hochwasserschutz benötigen. Die bestehenden Strukturen sind nicht ausreichend, um insbesondere bei extremen Hochwasserereignissen wie den Fluten von 2011 und 2013, als der Pegel in Neu Darchau mit 7,91 Metern den höchsten Stand erreichte, Schutz zu bieten.
Bürgermeister Jürgen Meyer von der Samtgemeinde Elbtalaue hat daher die Planung eines neuen, etwa zwei Kilometer langen grünen Deiches in Auftrag gegeben, der als Lückenschluss zum bestehenden Deich in Walmsburg dienen soll. Der Plan sieht vor, die entscheidenden Schritte zur Planfeststellung noch in diesem Jahr einzuleiten. Das Verfahren, das etwa ein Jahr in Anspruch nehmen kann, umfasst zahlreiche Genehmigungs- und Planungsprozesse. Der Bau des Deiches wird keinen Widerspruch zur geplanten Elbbrücke in Neu Darchau darstellen, wie die Vorstudie des NLWKN bestätigen konnte.
Finanzierungsstruktur und Genehmigungsprozess
Die Gesamtkosten für den Bau eines Kilometers Deich könnten sich auf bis zu 10 Millionen Euro belaufen. Das Land Niedersachsen hat sich bereit erklärt, fast eine Million Euro für das Projekt zur Verfügung zu stellen, um die Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen zu unterstützen. Bislang sind drei von vier Planungsphasen realisiert, jedoch stehen noch diverse Gutachten aus, die für den Antrag zur Planfeststellung erforderlich sind.
Zusätzlich wird über die Bildung eines neuen Deichverbandes nachgedacht, der die Finanzierungsmöglichkeiten für den Deichbau verbessern könnte. Eine detaillierte Genehmigungsplanung ist unerlässlich, um die öffentlichen und privaten Interessen in den Bauprozess einfließen zu lassen. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projektes ist die technische Planung, die bereits begonnen hat, wobei naturschutzfachliche Untersuchungen und Kartierungen in vollem Gange sind.
Historische Hochwasserereignisse und künftige Herausforderungen
Die Hochwasserereignisse in der Vergangenheit haben die Gefährdung der Region klar aufgezeigt. Ingenieur Heinrich König vom NLWKN erinnerte an die temporären Notdeiche und Sandsackwälle, die 2011 und 2013 errichtet wurden, um die überfluteten Gebiete zu schützen. Diese Maßnahmen konnten jedoch nicht langfristigen Schutz bieten und machen die Notwendigkeit eines dauerhaften Hochwasserschutzes umso deutlicher.
Der NLWKN ist nicht nur auf die aktuellen Möglichkeiten beschränkt, sondern überwacht regelmäßig die Sicherheitsstandards der Küstenschutzanlagen in Niedersachsen. Angesichts des Klimawandels plant Niedersachsen Anpassungen im Küstenschutz, um zukünftigen Herausforderungen besser begegnen zu können. Prognosen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gehen von einem Anstieg des Meeresspiegels um 60 bis 110 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dass auch der neue Deich für eine mögliche zukünftige Erhöhung vorbereitet werden muss.
Insgesamt ist die Entwicklung in Neu Darchau ein Beispiel dafür, wie Gemeinden proaktiv mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen können. Die Kooperation zwischen der Samtgemeinde Elbtalaue und dem NLWKN ist dabei entscheidend, um ein sicheres und schützendes Umfeld für die Bürger zu gewährleisten. Die Vorbereitungen für den Hochwasserschutz schreiten voran, und die Hoffnung auf eine erfolgreiche Umsetzung liegt nun in der Schaffung der erforderlichen Planungs- und Genehmigungsrahmen.
Für weitere Informationen zu den Baumaßnahmen und den aktuellen Hochwasserwarnungen können die Bürger die Internetangebote des NLWKN nutzen, die ständige Informationen zu Wasserständen und Hochwassergefahren bereitstellen. Die Diskussion über die Errichtung eines Pumpwerks am Kateminer Mühlenbach könnte ebenfalls in die zukünftigen Planungen einfließen, wobei eine Kostenübernahme durch das Land wünschenswert wäre.