
Im Nord-Ostsee-Kanal ist aufgrund eines Warnstreiks im öffentlichen Dienst bis voraussichtlich Donnerstagabend kein Schiffsverkehr möglich. Ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Nord-Ostsee-Kanal bestätigte, dass der Kanal derzeit leer ist. Dies bedeutet, dass alle Schiffe, die nach Beginn des Streiks in den Kanal einfahren wollten, zuvor ausgeschleust werden mussten.
Der Warnstreik, organisiert von der Gewerkschaft Verdi, betrifft insbesondere die Schleusen in Kiel und Brunsbüttel. Mitarbeitende dieser Schleusen haben ihre Arbeit niedergelegt, sodass von Dienstagmorgen bis Donnerstagabend keine Durchfahrt möglich ist. Passagiere, die auf die Fähre Kudensee angewiesen sind, müssen derzeit auf den Schiffsverkehr verzichten.
Forderungen der Gewerkschaft Verdi
Die streikenden Mitarbeitenden fordern eine Tariferhöhung von 8 Prozent oder mindestens 350 Euro mehr im Monat. Zudem sind drei zusätzliche freie Tage für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes im Gespräch. Diese Forderungen sind Teil der Tarifverhandlungen, die in Potsdam vom 14. bis 16. März fortgesetzt werden. Die Arbeitgeber haben jedoch angekündigt, dass sie diese Forderungen als nicht finanzierbar ansehen.
In den letzten Jahren war der Nord-Ostsee-Kanal häufig ein Engpass für die Schifffahrt. Regelmäßige Ausfälle aufgrund von Kollisionen, Bombenfunden und erforderlichen Bauarbeiten haben die Situation nicht verbessert. Reedereien sind gezwungen, um Norddänemark herumzufahren, was zu langen Wartezeiten führt und die Transportkosten erhöht. Die Schließung des Verkehrsweges über den Kanal könnte also weitreichende wirtschaftliche Folgen haben.
Kontext der Tarifverhandlungen
Die aktuellen Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, die auch die Situation am Nord-Ostsee-Kanal betreffen, stehen unter einem angespannten finanziellen Druck. Rund 2,3 Millionen Angestellte bei Bund und Kommunen sind betroffen. Der bestehende Tarifvertrag endet am 31. Dezember 2024, und die Verhandlungen sollten bereits im Januar 2025 wieder aufgenommen werden. Eine Umfrage unter den Beschäftigten zeigt, dass viele unter Überlastung und bürokratischen Hürden leiden, was die Dringlichkeit der Verhandlungen unterstreicht.
Am 19. Februar 2025 rief Verdi zu einem bundesweiten Warnstreik auf, nachdem die zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnisse endete. Bei einem Vorfall in München während des Streiks wurden am 13. Februar 2025 mindestens 28 Personen verletzt, als ein Fahrzeug in einen Streikzug fuhr. Diese Vorfälle erhöhen den Druck auf die Verhandlungen, die sich voraussichtlich unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen abspielen werden, einschließlich einer historischen Verschuldung von 160 Milliarden Euro für die Kommunen.
Die kommende Tarifrunde wird entscheidend sein für die Zukunft der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst. Der Ausgang dieser Verhandlungen könnte nicht nur die Löhne, sondern auch die Arbeitsbelastung der Beschäftigten langfristig beeinflussen. Eine verbesserte Arbeitsorganisation und finanzielle Anreize sind von großer Bedeutung, um den Personalmangel im öffentlichen Dienst anzugehen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.