
Im Kreis Helmstedt geht ein traditionsreiches Geschäft in die Geschichte ein. Am 31. März 2025 schließt das „Haus des Kindes“, das von der Familie Simon in der Leuckartstraße 40/42 betrieben wird. Dieses Geschäft war seit 1962 Anlaufstelle für viele Familien, die auf der Suche nach Baby- und Kleinkindartikeln waren. Mit einem breiten Angebot von Sonnenschirmen über Babyfläschchen bis hin zu Spielzeugen bot der Laden eine persönliche und familiäre Einkaufsatmosphäre.
Der Ursprung des Betriebs reicht bis ins Jahr 1919 zurück, als die Familie Simon eine Polsterei eröffnete. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Rückgang der Laufkundschaft, besonders beschleunigt durch die Corona-Pandemie, wurde als eine der Hauptursachen für die Schließung des Geschäfts genannt. Laut den Schwestern Martina Simon und Annette Lüke geschah die Entscheidung nicht aus finanzieller Notwendigkeit, sondern aus persönlichen Gründen.
Ein langsames Aussterben der stationären Geschäfte
Die Schließung des „Haus des Kindes“ ist nicht nur ein lokales Phänomen, sondern steht in einem größeren Kontext. Die Auswirkungen des Onlinehandels sind während der Pandemie deutlich geworden, als viele Verbraucher online einkaufen mussten. Otto, einer der großen Akteure im E-Commerce, verzeichnete einen Anstieg von 33 % in der Anzahl der versendeten Pakete, während Zalando mit einem Umsatz von 8 Milliarden Euro glänzte. Der Brutto-Umsatz im E-Commerce stieg 2020 um 14,6 % auf 83,3 Milliarden Euro, was den dramatischen Wandel des Einkaufsverhaltens in der Gesellschaft verdeutlicht berichtet der Tagesspiegel.
Das Online-Shopping hat die Art und Weise, wie Verbraucher einkaufen, erheblich verändert. Komfort, Zugänglichkeit und eine größere Produktauswahl sind nur einige der Vorteile, die der Onlinehandel bietet. Doch der stationäre Einzelhandel leidet unter diesem Wandel: Laut einer Umfrage sehen sich 60 % der stationären Händler ohne staatliche Hilfen in Insolvenzgefahr. 75 % der Verbraucher planen, künftig gleich viel oder mehr online einzukaufen, was die Herausforderungen für lokale Geschäfte weiter verstärkt.
Die Zukunft des Einzelhandels
Die digitale Revolution beeinflusst nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die städtische Struktur und das soziale Leben. Kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich anpassen und ihre Geschäftsmodelle überdenken, um im Wettbewerb mit Großkonzernen wie Amazon bestehen zu können. Innovationsstrategien wie „Click-and-Collect“ oder die Gebührenfreiheit bei der Rücksendung können helfen, ein hybrides Einkaufserlebnis zu schaffen so die Informationen von Digital Zentral.
Die Schließung des „Haus des Kindes“ stellt somit nicht nur das Ende eines Familienbetriebs dar, sondern ist auch ein symbolischer Verlust für die Innenstadt von Helmstedt. Solche Entwicklungen erfordern von den Verbraucher:innen ein Umdenken hinsichtlich der Bedeutung lokaler Geschäfte und deren Rolle in der Gemeinschaft. Es bleibt abzuwarten, welchen Weg der Einzelhandel in der Zukunft einschlagen wird und inwieweit sich die Bedürfnisse der Konsumenten in diesem Prozess weiter verändern werden.