
Ein Staatsanwalt aus Hannover, Yashar G., sieht sich ernsten Vorwürfen gegenüber, die ihn mit der Weitergabe von Ermittlungsinterna an eine Drogenbande in Verbindung bringen. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat Anklage erhoben, unter anderem wegen Bestechlichkeit, Verletzung des Dienstgeheimnisses und Strafvereitelung im Amt. Der Fall gilt als Teil eines der größten Kokain-Verfahren in Europa, das auf die Beschlagnahme von 16 Tonnen Kokain im Hamburger Hafen im Jahr 2021 zurückgeht, die das kriminelle Netzwerk erheblich belastete. Laut tagesschau.de wird Yashar G. beschuldigt, in 14 Fällen Informationen zwischen 2020 und 2021 an Kriminelle weitergegeben zu haben.
Aktuell sitzt G. in Untersuchungshaft. Ermittler fanden heraus, dass er nicht nur Daten an die Drogenbande, sondern auch an andere kriminelle Gruppen übermittelt haben könnte. Insbesondere wird vermutet, dass G. in Kontakt mit seinem Schwager, einem verurteilten Drogenhändler, sowie einem Mitglied der Hells Angels gestanden hat.
Die Rolle von Mittelsmännern und die Beschaffung von Informationen
Der Vorwurf ist umfassend: Yashar G. soll für die Weitergabe von sensiblen Informationen wie Ermittlungsstände und Haftbefehle mindestens 60.000 Euro von der Drogenbande erhalten haben. Neben G. ist auch ein Betreiber eines Boxstudios aus Hannover angeklagt, der als Mittelsmann fungierte. Er soll für die Drogenbande Absprachen getroffen und dem Staatsanwalt Schmiergeld übergeben haben.
Für Informationen über polizeiliche Maßnahmen waren Laut Berichten Zahlungen von bis zu 3.000 Euro vorgesehen. Die Ermittler benötigten jedoch, um diese Vorwürfe zu untermauern, mehr konkrete Beweise. Hinweise auf G. wurden größtenteils aus der Auswertung geknackter Krypto-Chats gewonnen, die von der kriminellen Gruppe genutzt wurden.
Folgen für die Justiz und die Strafverfolgung
Die Verwicklungen des Staatsanwalts haben weitreichende Implikationen. Bei einer Razzia im Jahr 2021 konnten lediglich 19 von 30 Haftbefehlen vollstreckt werden, da die Tatverdächtigen rechtzeitig gewarnt wurden. Solche Entwicklungen werfen Fragen zur Effektivität der Strafverfolgung auf und verdeutlichen das hohe Gewalt- und Bedrohungspotenzial organisierter Kriminalität, das immer noch existiert.
Die Ermittler versuchen, den Einfluss dieser Zusammenschlüsse auf rechtliche Institutionen zu quantifizieren. Im Bundeslagebild zur Organisierten Kriminalität 2023 wird auf einen Anstieg der Ermittlungsvorgänge hingewiesen, die durch verschlüsselte Kommunikation der Tätergruppen gekennzeichnet sind. Insgesamt wurden 2023 bundesweit 7.347 Tatverdächtige identifiziert, darunter ein erheblicher Anstieg nichtdeutscher Verdächtiger.
Das Landgericht Hannover wird entscheiden müssen, ob das Hauptverfahren gegen Yashar G. eröffnet wird. Sollte dies der Fall sein, könnte es möglicherweise dazu führen, dass auch frühere Drogenverfahren von G. erneut überprüft werden, was das Vertrauen in die Justiz weiter erschüttern würde.