
Die Landeshauptstadt Hannover sieht sich mit einer besorgniserregenden demografischen Entwicklung konfrontiert. Der städtische Armutsmonitoringbericht 2023 zeigt, dass die Bildungs- und Familiensituation in der Stadt zunehmend herausfordernd ist. Mit 308.077 Privathaushalten in der Stadt leben mehr als 170.000 davon allein. Dies entspricht über 50% der Haushalte, die von einer einzigen Person bewohnt werden. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl an Paaren ohne Kinder, die mit 64.315 Haushalten eine signifikante Gruppe bilden. Im Kontrast dazu haben nur 51.344 Haushalte Kinder.
Die Dezernentin für Familie, Jugend und Sport, Susanne Blasberg-Bense, fordert dringend politische Maßnahmen zur Verbesserung der Familienbedingungen, da 25,5% der Kinder unter 18 Jahren in Familien leben, die von Armut betroffen sind. Besondere Aufmerksamkeit erfordert das Problem der Alleinerziehenden, von denen 45% als armselig gelten. Während nur 10,8% der getrenntlebenden Väter in Hannover Kinder haben, leben die meisten Getrennterziehenden in Stadtteilen wie Vahrenheide und Linden-Nord.
Sinkende Geburtenzahlen und ihre Auswirkungen
Ein alarmierendes Zeichen für die Zukunft ist der Rückgang der Geburtenrate. In Hannover wurden 2021 noch 4.749 Kinder geboren, während diese Zahl 2023 auf 3.844 fiel, was einem Rückgang von 23,5% entspricht. Dies könnte langfristige Folgen für die Familienstruktur und den sozialen Zusammenhalt in der Stadt haben, insbesondere in Anbetracht der demografischen Verschiebungen.
Zusätzlich zeigt der Armutsmonitor, dass die Armutsquote in Hannover Ende 2022 auf 15,2% gestiegen ist. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zu 14,8% im Vorjahr, was in Anbetracht von Krisen wie dem Ukraine-Konflikt weniger dramatisch erscheint als zunächst befürchtet. Dennoch bleibt die Situation destabilisiert, insbesondere für Kinder und Jugendliche, sowie für Allein- und Getrennterziehende. Ein Großteil dieser Risikogruppen ist überproportional von Armut betroffen, wie die Daten zeigen.
Herausforderungen für Migrantenfamilien und ältere Menschen
Die Armutsgefährdung betrifft insbesondere Kinder und Jugendliche. In Niedersachsen galt 2023 etwa jede/r Fünfte der Minderjährigen als armutsgefährdet, der Pfeil zeigt jedoch nach unten, da die Quote im Vorjahr bei 22,4% lag. Ein auffälliger Aspekt ist, dass Kinder aus Migrantenfamilien in einem wesentlich höheren Maße armutsgefährdet sind – 36,4% der Kinder mit Migrationshintergrund sind betroffen, im Vergleich zu 10,7% ohne.
Die ältere Bevölkerung in Hannover ist ebenfalls stark betroffen. Über 15.000 Senior:innen beziehen Transferleistungen zur Lebenssicherung, wobei die Dunkelziffer unter 60-Jährigen, die Leistungen nicht in Anspruch nehmen, erheblich geschätzt wird. Zudem ist die Altersarmut in Hannover mit 8,6% im Großstadtvergleich besorgniserregend.
Trotz der Tatsache, dass sich die Stadt in einer schwierigen finanziellen Lage befindet, mit steigenden Armutsquoten und einer wachsenden Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen, versuchen lokale Behörden, die Bedingungen für Familien und insbesondere für Kinder zu verbessern. Die Einführung des Bürgergeldes und eine Reform beim Wohngeld, die seit Januar 2023 in Kraft ist, könnten einen Anfang darstellen, um echteren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Hannover steht vor der Herausforderung, den sozialen Zusammenhalt zu bewahren und die wachsenden sozialen Ungleichheiten in den Griff zu bekommen, um ein lebenswerter Ort für alle zu bleiben. Vor allem Kinder und Familien benötigen mehr Unterstützung in dieser nachweislich schwierigen Zeit.
Für weitere Informationen zu dieser Thematik können Sie die Berichte von HAZ, Sozialberichterstattung Niedersachsen und Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung einsehen.