
In der Stadt Hameln plant die örtliche Verwaltung, die Gewalt- und Kriminalitätsproblematik am Bahnhof durch eine spezielle Arbeitsgruppe zu bekämpfen. Diese Initiative wurde vor über einem Jahr ins Leben gerufen, nachdem die Situation vor dem Jahreswechsel 2023/2024 sich deutlich verschärft hatte. Der Bahnhof hat sich zu einem Umschlagplatz für gewaltbereite Jugendcliquen sowie Drogen- und Trinkerszenen entwickelt. Laut Dewezet wurde dieser Ort inzwischen als „gefährlicher Ort“ klassifiziert, was den Ordnungsbehörden erweiterte Befugnisse einräumt, darunter Personalienfeststellungen und Durchsuchungen.
Die Polizei hatte bereits im Januar 2024 den Bahnhof als gefährlichen Ort deklariert. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus städtischen und externen Vertretern, trat erstmals am 3. April 2024 zusammen und hat seitdem trägerneutral getagt. Bisher ist allerdings unklar, welche konkreten Ergebnisse und Maßnahmen aus diesen Treffen hervorgegangen sind. Für die Sicherheit am Bahnhof wurden unter anderem Videokameras im Bahnhofsparkhaus installiert und ein Sicherheitsdienst eingesetzt. Darüber hinaus finden gemeinsame Kontaktgänge von Polizei und städtischem Ordnungsdienst statt. Dennoch zieht die Stadt eine positive Zwischenbilanz: Es wurden keine neuen „Hotspots“ im Stadtgebiet festgestellt.
Anstieg der Jugendkriminalität
In einem weiteren Zusammenhang zur Sicherheitslage in Hameln steht der Anstieg der Jugendkriminalität. So berichtet Stern, dass in der Jugendanstalt Hameln, dem größten Jugendgefängnis Deutschlands, derzeit 387 Jugendliche und junge Männer inhaftiert sind. Dies stellt einen Anstieg im Vergleich zu den Zahlen vor der Corona-Pandemie dar, als etwa 320 Jugendliche inhaftiert waren. Die Anstalt, die zwischen Feldern nahe der Weser gelegen ist, umfasst insgesamt 661 Haftplätze und hat mit dem Anstieg von Jugendstraftaten zu kämpfen, der seit 2022 wieder zunimmt.
Viele der inhaftierten Jugendlichen stammen aus zerrütteten Familien und haben selbst Gewalt erfahren. Schockierende Einzelfälle, wie der Mord eines 15-Jährigen an seiner Mitschülerin, haben in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Grundsätzlich zeigen die statistischen Erhebungen, dass 60% der in Hameln inhaftierten Personen Gewaltdelikte begangen haben und die durchschnittliche Strafdauer bei 1,9 Jahren liegt.
Präventionsansätze und Herausforderungen
Das Bundesjugendministerium hat in diesem Kontext verschiedene Handlungsstrategien zur Prävention von Kinder- und Jugendkriminalität entwickelt. Wie bmfsfj erläutert, erfolgt die Umsetzung präventiver Maßnahmen in Deutschland durch die Länder und Kommunen. Dabei wird wertgelegt auf die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen, wie der Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Polizei und Justiz. Dies soll Problemen, wie den sozialen Benachteiligungen, Gewalterfahrungen und Schulproblemen, die viele Jugendliche betreffen, entgegenwirken.
Die Mehrzahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen tritt nur einmal polizeilich in Erscheinung. Eine kleine Gruppe von Intensivtätern ist jedoch für wiederholte und teils schwerwiegende Straftaten verantwortlich. Dies zeigt die Notwendigkeit, aktive Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Jugendlichen Perspektiven zu bieten und die Kriminalität nachhaltig zu reduzieren.
Insgesamt steht Hameln vor der Herausforderung, die Sicherheit und Lebensqualität in der Stadt durch präventive und reaktive Maßnahmen zu gewährleisten und gleichzeitig den sozialen Herausforderungen junger Menschen gerecht zu werden.