
Dr. Jürgen Bennemann, der 82-jährige Schiffsarzt, hat sein neuestes Werk „Vom Pol zum Pol – als Schiffsarzt mit der Polarstern 1996 und 1998 in Arktis und Antarktis“ veröffentlicht. Das Buch zieht den Leser durch seine detailreichen Tagebuchaufzeichnungen in die faszinierende Welt der Polarforschung hinein. Diese Aufzeichnungen, die Dr. Bennemann seit seinem 13. Lebensjahr führt, wurden im Ruhestand in Bad Pyrmont überarbeitet. Inspiriert von seiner Großmutter, die ihm Bücher über Polentdeckungen gab, begann er schon in frühen Jahren zu reisen und seine Erlebnisse festzuhalten.
Zwischen 1980 und 2008 betrieb Bennemann eine Praxis in Hameln, wo er bis zu 75 Patienten pro Tag sah. Um die Wartezeiten seiner Patienten zu verkürzen, zeigte er Polarfilme, die großes Interesse fanden. Während seiner Zeit als Schiffsarzt auf dem Forschungsschiff Polarstern war er zweimal für insgesamt sechs Monate im Einsatz. Diese Expeditionsreisen waren in vielerlei Hinsicht herausfordernd und lehrreich.
Highlights seiner Expeditionen
Für Bennemann begann das Abenteuer bei seinem ersten Einsatz am 12. Juli, als der technische Leiter des Schiffs plötzlich kollabierte. Er führte umgehend Wiederbelebungsmaßnahmen durch, und nach 30 Minuten konnte der Verletzte an Land in einen Rettungswagen übergeben werden. Neben der Verantwortung für die medizinische Versorgung war er auch für die Hygiene an Bord zuständig und organisierte das Bordkino. Während dieser Einsätze zapfte er zudem mehrere hundert Liter Bier für die Besatzung.
Bennemann, der zuvor als Chirurg und Orthopäde bei der Marine arbeitete, merkte, dass er medizinisch während seiner Einsätze nur selten gefordert wurde, abgesehen von einigen kleineren Eingriffen. Ein ereignisreicher Moment war der Besuch der Neumayer-Station in der Antarktis während seiner zweiten Tour 1998. Zudem erlebte die Mannschaft, während sie zwischen Antarktis und Kapstadt unterwegs war, drei Wochen lang schwere Stürme.
Ein persönliches Highlight dieser Reise war die Taufe beim Überqueren des 66. Breitengrades in südlicher Richtung, ein Brauch, der unter Seefahrern weit verbreitet ist. Dr. Bennemanns Frau Ulrike kam in Kapstadt an Bord für die Rückfahrt nach Bremerhaven. Das Buch ist nicht nur als gedruckte Version für 26,20 Euro erhältlich, sondern auch als E-Book und in englischer Übersetzung.
Forschungsschiff Polarstern
Die Polarstern, ein Forschungsschiff mit einer Motorleistung von 20.000 PS, ist seit 1982 für wissenschaftliche Expeditionen in der Arktis und Antarktis im Einsatz. Gemäß Angaben des Alfred-Wegener-Instituts kann die Polarstern bis zu -50 Grad Celsius arbeiten und ist mit neun wissenschaftlichen Laboren ausgestattet. Außerdem besitzt das Schiff Platz für 44 feste Besatzungsmitglieder sowie 50 weitere Personen, die abhängig von den Forschungsmissionen an Bord gehen können.
Das Forschungsschiff unternimmt etwa 310 Tage im Jahr Reisen, wobei der Schwerpunkt während der Antarktissaison zwischen November und März liegt und die Arktis im Nordsommer erforscht wird. Ein neues Schiff, der Polarstern II, ist derzeit in Planung und soll der Wissenschaft voraussichtlich 2020 übergeben werden.
Polarforschung im Kontext der Umwelt
Das Interesse an der Polarforschung hat historische Wurzeln, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Die erste internationale Polarjahr-Studie fand von 1882 bis 1883 statt, und seitdem hat sich die Forschung kontinuierlich weiterentwickelt, wie das Umweltbundesamt beschreibt. Wissenschaftliche Methoden reichen von festen Forschungsstationen über temporäre Feldlager und Forschungsschiffe bis hin zu Satellitenuntersuchungen.
In der heutigen Zeit liegen die Forschungsthemen in der Arktis nicht nur in der Klimatologie, sondern betreffen auch Biologie, Ozeanographie und Meteorologie. Mit Expertennetzwerken und Institutionen wie dem Alfred-Wegener-Institut und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe wird die Forschung intensiv betrieben. Letztlich ist die Polarstern nicht nur ein Forschungsboot, sondern ein Symbol für das Erforschen der unbekannten und kritischen Regionen der Erde.