
Die niedersächsische Wirtschaft sieht sich aktuell einem gravierenden Fachkräftemangel gegenüber. Laut dem DGB Niedersachsen berichten Arbeitgeber von zunehmenden Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Gleichzeitig sinkt die Quote der Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten, was die Situation zusätzlich verschärft. Der Bericht des DGB Niedersachsen stellt fest, dass nur noch etwas mehr als 20% der Betriebe in Niedersachsen Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Dies ist ein drastischer Rückgang, der Sorgen um die Zukunft der Fachkräftegewinnung aufwirft.
In einer tiefgreifenden Analyse bezieht sich der DGB Niedersachsen auf die Problematik des demografischen Wandels, die als eine der Hauptursachen für die Engpässe identifiziert wird. Während viele Unternehmen Mitarbeiter scheinbar horten, besteht ein akuter Mangel an neuen Talenten. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im Jahr 2024 rückläufig. Zudem fanden rund 8.700 junge Bewerber*innen in Niedersachsen keinen Ausbildungsplatz, was einer Zunahme von 13,7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bundesweit sind etwa 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss.
Vorschläge zur Lösung des Problems
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird von den Arbeitgebern gefordert, dass sich alle Betriebe aktiv an der Nachwuchsgewinnung beteiligen. Ein vielversprechender Ansatz könnte die Einführung eines Ausbildungsfonds nach Bremer Vorbild sein. Arbeitgeber würden dabei bis zu 0,3% ihrer Bruttolohnsumme in einen Fonds einzahlen. Im Gegenzug könnten sie bei der Ausbildung von Azubis finanzielle Unterstützung in Höhe von 2.250 Euro erhalten. Ein Beispiel: Ein Handwerksbetrieb mit fünf Beschäftigten würde 719 Euro einbezahlen.
Solch ein Fonds könnte insbesondere kleinen Betrieben ohne ausgebildete Ausbilder*innen zugutekommen, da er auch Sprachkurse und andere unterstützende Maßnahmen abdecken könnte. Diese Art der Unterstützung könnte entscheidend sein, um die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen und um neue Fachkräfte zu gewinnen.
Langfristige Perspektiven
Das Fachkräftemonitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert die Arbeitsmarktsituation von 2024 bis 2028 und identifiziert ungenutzte Potenziale unter verschiedenen Gruppen, einschließlich Frauen, Nicht-Deutschen und älteren Arbeitnehmern. Die Schätzung der kommenden Jahre zeigt, dass die Erwerbsbevölkerung schrumpft, was eine ernsthafte Herausforderung für die Fachkräftesicherung darstellt.
Die Mittelfristprognose des BMAS hebt hervor, dass die aktuelle Lage noch durch externe Faktoren wie die Digitalisierung, den Klimawandel und geopolitische Konflikte beeinflusst wird. Insbesondere in der chemischen Industrie und der Automobilwirtschaft sind Arbeitsplatzabbau und Ersatzbedarf zu beobachten, was auch die Nachfrage nach Fachkräften beeinflusst.
Die Herausforderungen am Arbeitsmarkt sind vielschichtig. Während die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer in Engpassberufen sich verbessert, wird gleichzeitig eine hohe Abbruchquote in Bildungseinrichtungen festgestellt, besonders bei Personen ausländischer Nationalität. Zukünftige Strategien zur Fachkräftesicherung müssen diese und andere dynamische Rahmenbedingungen berücksichtigen.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die niedersächsische Landesregierung dringend handeln muss. Das Beispiel Bremens kann als Leitfaden dienen, um effektive Lösungen zu entwickeln, die sowohl Ausbildungsplätze schaffen als auch die dringend benötigten Fachkräfte gewinnen.