
In einem kontroversen TV-Duell am 9. Februar 2025 diskutierten Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) über die Bedeutung des Atomausstiegs im Kontext der aktuellen Energiekrise. Merz, der die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland im April 2023 während einer solchen Krise scharf kritisierte, brachte verschiedene Argumente gegen die Entscheidung der Bundesregierung vor. Scholz hingegen wies die Verbindung zwischen dem Atomausstieg und der Wirtschaftskrise zurück und bezifferte den Einfluss des Ausstiegs auf „0,00002 Prozent“ der wirtschaftlichen Gesamtlage, berichtet Merkur.
Scholz untermauerte seine Argumentation mit der Tatsache, dass der Atomausstieg bereits vor Jahren beschlossen wurde, und erinnerte an den politischen Beschluss aus dem Jahr 2011 unter der Regierung von Angela Merkel. Der Ausstieg wurde bereits unter der rot-grünen Regierung von Gerhard Schröder eingeleitet. Auch die finanziellen Aspekte der Atomenergie kamen zur Sprache: Scholz betonte die enormen Kosten für den Bau neuer Kernkraftwerke, die auf rund 40 Milliarden Euro geschätzt werden, und verwies auf die Baustellen- und Verzögerungsproblematik in Projekten wie Hinkley Point C in Großbritannien und Olkiluoto III in Finnland.
Folgen des Atomausstiegs für die Energieversorgung
Der Atomausstieg hat bedeutende Folgen für den deutschen Strommix. Nach den Angaben von Tagesschau ging der Stromverbrauch von 468 Terawattstunden im Jahr vor dem Ausstieg auf 459 Terawattstunden im Jahr nach dem Ausstieg zurück. In dieser Zeit wurden 425 Terawattstunden Strom erzeugt, während die letzten drei Kernkraftwerke in ihrem letzten Betriebsjahr 29,5 Terawattstunden produzierten, was 6,3 Prozent des gesamten Stromverbrauchs abdeckte. Der Anteil erneuerbarer Energien stieg gleichzeitig von 48,7 Prozent auf 58,3 Prozent.
Ein konkretes Beispiel dafür, wie Unternehmen auf die Folgen des Atomausstiegs reagieren müssen, war die Erwähnung des Stahlwerks Georgsmarienhütte durch Merz, das aufgrund der Abhängigkeit von Atomstrom seine Produktion drosseln musste. Scholz hielt dagegen, dass der Atomausstieg keine signifikanten Auswirkungen auf die Strompreise hatte. Daten zeigen, dass der Großhandelspreis von 10,2 Cent pro Kilowattstunde im März 2023 auf 6,4 Cent im März 2024 fiel. Auch die durchschnittlichen Strompreise für Haushalte sanken im gleichen Zeitraum von 42,58 Cent auf 35,31 Cent pro Kilowattstunde.
Politische Strategien im Duell
Im Verlauf des Duells präsentierten sich beide Politiker im Meinungsstreit auf Augenhöhe, wobei sie sich inhaltlich sattelfest zeigten. Scholz verteidigte seine Regierungsbilanz, während Merz staatsmännisch auftrat und sich nicht zu überhitzten Reaktionen verleiten ließ. Beide Seiten kommentierten die Debatte unterschiedlich und können ihre Kandidaten als Siegreiche ausrufen. Experten vermuten, dass die Debatte wahrscheinlich nicht bedeutend für die bevorstehenden Wahlen sein wird, da sie eher den bekannten politischen Positionen diente.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Atomausstieg nicht nur ein Thema der politischen Auseinandersetzung ist, sondern auch tiefgehende Auswirkungen auf die Energieversorgung Deutschlands hat. Die Diskussion um Strompreise, erneuerbare Energien und die Rolle der Atomkraft wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle im politischen Diskurs spielen.