
Die Wohnungsnot in Deutschland bleibt ein drängendes Thema, selbst angesichts einer hohen Zahl an leerstehenden Wohnungen. Laut Merkur stehen aktuell rund 1,92 Millionen Wohnungen leer, eine Entwicklung, die die Bundesregierung nicht länger ignorieren kann. Um dem massiven Leerstand entgegenzuwirken, startet die Regierung eine neue Initiative, die insbesondere ländliche Regionen stärken soll.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hebt hervor, dass zwei Drittel der leerstehenden Wohnungen im Osten Deutschlands liegen, wo die Leerstandsquote bei 7,6 Prozent liegt. Besonders alarmierend ist die Situation in ländlichen Kommunen, wo jede vierte Wohnung ungenutzt bleibt. Dies ist nicht nur ein städtebauliches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Rund 55 Prozent der leerstehenden Wohnungen sind seit über 12 Monaten unbewohnt und häufig sanierungsbedürftig.
Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung
Teil der Initiative ist ein Paket von Förderprogrammen zur Steigerung der Attraktivität ländlicher Räume. Zu den geplanten Maßnahmen zählen Verbesserungen des öffentlichen Personennahverkehrs, Investitionen in Bildungseinrichtungen sowie vergünstigte Kredite für potenzielle Käufer. Zudem sollen die bürokratischen Hürden beim Hauskauf gesenkt und zusätzliche Mittel für städtebauliche Erneuerung bereitgestellt werden.
Experten wie Peter Berek, Landrat in Wunsiedel, fordern jedoch mehr Aufmerksamkeit für die positiven Aspekte ländlicher Regionen. „Wir benötigen dringend bessere Erzählungen, um Arbeitsplätze und Menschen anzuziehen“, betont er. Gleichzeitig warnt Wohnexperte André Adami vor der schlechten Infrastruktur in den betroffenen Regionen. Seine Forderung richtet sich auf eine bessere Unterstützung für günstige Hauskäufe und Anreize für Investoren, die in die Sanierung leerstehender Wohnungen investieren möchten.
Die Diskrepanz zwischen Mangel und Leerstand
Eine Studie des Pestel-Instituts zeigt, dass im Jahr 2023 über 700.000 Wohnungen fehlen, obwohl es laut Freiheit.org über 600.000 leerstehende Wohnungen gibt, die vermietbar sind. Diese Diskrepanz wirft Fragen über die Regionalität der Problematik auf. Während die Leerstandsquote in Städten wie München (0,2 Prozent) und Frankfurt am Main (0,3 Prozent) extrem niedrig ist, liegt sie in schrumpfenden Regionen bei 7,4 Prozent.
Die Ergebnisse einer Analyse von Empirica Regio verdeutlichen, dass der Leerstand in ländlichen Regionen strukturell bedingt ist und gezielte Investitionen erfordert. Der Anstieg der Leerstandsquoten zwischen 2020 und 2021 zeigt deutlich, dass Wohnraum nicht gleich Wohnraum ist: Ein verallgemeinernder Blick auf Leerstandszahlen greift zu kurz. Während die Gesamtzahl der leerstehenden Wohnungen 2022 bei über 1,9 Millionen lag, zeigt sich, dass viele davon in Regionen liegen, die nicht nachgefragt werden.
Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, diese komplexe Problematik anzugehen. Ohne präventive Maßnahmen und eine echte Bauoffensive in den Städten wird die Wohnungsnot weiterhin ein ungelöstes Übel bleiben. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, wie mit den 20 Millionen Wohnungen außerhalb gefragter Regionen umgegangen werden soll.