
Die Sportgeschichte in Emden ist durch eine Vielzahl von Vereinen und Veranstaltungen geprägt, die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken. Der Emder Turnverein (ETV), im Jahr 1861 als Männer-Turnverein gegründet, bildet einen zentralen Bestandteil dieser Entwicklung. Die ersten Turnstunden fanden im Packhaus „Wellgelegen“ statt, und schon bald erlangte der Verein eine bedeutende Stellung in der städtischen Sportlandschaft. Hierbei war das Turnen anfangs ausschließlich für Männer gedacht, Frauen durften nur aus gesundheitlichen Gründen teilnehmen. Die erste Ausgabe der Rhein-Ems-Zeitung erschien am 15. November 1900 und war ein wichtiger chronologischer Zeuge dieser sportlichen Entwicklungen in Emden, als die Sportwelt vielmehr überschaubar war, Fußball jedoch bereits seinen Anfang nahm.
Die Geschichte des ETV ist von Rückschlägen und Erfolgen geprägt. Im Jahr 1886 wurde das 25-jährige Bestehen des Vereins mit großer Bürgerbeteiligung gefeiert. In den darauf folgenden Jahren erlebte der Verein einen Rückgang der Mitgliederzahlen und kam zwischen 1870 und 1882 auf durchschnittlich nur neun Turner. Doch 1896 wurde eine Frauenabteilung gegründet und der Verein in Emder Turnverein umbenannt. Diese Integration hat die Basis für eine breitere Teilnahme an Sportaktivitäten gelegt und den Verein für zukünftige Generationen geöffnet. Die Sportwelt in Emden erlebte auch nach dem Ersten Weltkrieg einen Aufschwung, mit der Gründung zahlreicher neuer Vereine, einschließlich Spiel und Sport Emden im Jahr 1919.
Vereinsvielfalt und Herausforderungen
Der FC Frisia Emden, gegründet 1929 von arbeitslosen Hafenarbeitern, ist ein weiteres Beispiel für die Gründung von Sportvereinen unter spezifischen sozialen Umständen. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte weitreichende Auswirkungen auf die Sportlandschaft in Emden, und auch die Aufrüstung und Machtergreifung der Nationalsozialisten hinterließen ihre Spuren, indem sie Vereine und Organisationen gleichschalteten. Der Zweite Weltkrieg führte zu Einberufungen und Verlusten unter den Mitgliedern der Vereine. In dieser Zeit holte der Luftwaffenoffizier Hermann Graf talentierte Fußballer in sein Geschwader, die als „Rote Jäger“ bekannt wurden und in der Region für Schlagzeilen sorgten.
Nach dem Krieg konnte die britische Besatzungsmacht die Gründung von Kickers Emden genehmigen, was für neue Dynamik sorgte. Diese Fußballmannschaft zog zahlreiche Fans an und erfreute sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig bewahrte das Emder Schützencorps, das seit 176 Jahren besteht, die Traditionen der Stadt und verrichtete seinen Dienst in der Gemeinschaft. Erst mit der Aufhebung des Verbots für Turnvereine im Jahr 1952 konnte sich der Sport in Emden wieder entfalten und vielschichtiger werden.
Moderne Entwicklungen und Ausblick
In den folgenden Jahrzehnten erlebte der ETV ein stetiges Wachstum und Innovativen. Neue Sportabteilungen wurden gegründet, darunter Volleyball, Basketball und Radsport. Die Einweihung der renovierten Bronshalle 1984 und die erste Ausgabe der Vereinszeitschrift im Jahr 1926 sind hervorzuhebende Meilensteine. Auch die Erfolge im Fechten waren bemerkenswert – unter anderem wurde Hans Visser Senioren-Einzel-Weltmeister im Florettfechten im Jahr 2001. In den letzten Jahren hat sich das Sportangebot in Emden stark vervielfältigt, mit der Gründung neuer Vereine wie dem Volleyballverein und dem Tauchclub Delphin.
Heute sind Frauen fester Bestandteil der Sportwelt in Emden, und der ETV hat sich den Herausforderungen der modernen Zeit gestellt. Die Sportberichterstattung in der Emder Zeitung ist nun auch digital präsent, was einen interessanten Wandel im Vereinsleben widerspiegelt. Die Jubelfeiern, wie die zum 150-jährigen Bestehen des ETV im Jahr 2011, und aktuelle Veranstaltungen wie der 2. Brons-Cup im Gerätturnen 2023 mit über 120 Teilnehmern sowie die Turn- und Tanzshow ziehen zahlreiche Zuschauer an und zeigen, dass die Tradition des Sports in Emden lebendig und zukunftsorientiert ist.
Für weitere Informationen über die Geschichte des Sportes in Emden siehe auch nwzonline, emderturnverein.de und sport-geschichte.de.