
Der Kreisschülerrat im Landkreis Diepholz hat in einem aktuellen Bericht seine Besorgnis über die hygienischen Bedingungen an Schulen sowie über die zunehmenden rechten Tendenzen und Diskriminierungen geäußert. Insbesondere die Situation rund um die geschlossenen Toilettenanlagen wirft Fragen auf, die weit über ein einfaches Hygieneproblem hinausgehen.
An der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Leeste sind sämtliche Toiletten für die Schüler nicht zugänglich. Um eine Toilette nutzen zu können, müssen Schüler zunächst einen Schlüssel von den Lehrkräften anfordern. Ähnlich ist die Situation an der KGS Kirchweyhe, wo die Schüler für die Nutzung der sanitären Einrichtungen einen speziellen „Toilettenbeutel“ mit Papier anfordern müssen. Diese Maßnahmen, die ursprünglich zur Vermeidung von Vandalismus und Drogenkonsum gedacht sind, führen jedoch zu erheblicher Unzufriedenheit unter den Schülern und werfen die Frage auf, ob sie der tatsächlichen Nutzung und den Bedürfnissen der Schüler gerecht werden.
Diskriminierung und Extremismus an Schulen
Im Rahmen einer Umfrage des Kreisschülerrates, an der rund 23.000 Schüler teilnahmen, wurden nur rund 200 anonyme Antworten erhalten. Diese Antworten bestätigen massive Probleme mit Diskriminierung in allen Jahrgängen. Sexismus, Homophobie und fremdenfeindliche Äußerungen wurden sowohl von Schülern als auch Lehrern als weit verbreitet beschrieben. Schüler berichteten von diskriminierendem Verhalten wie dem Hitlergruß und Hakenkreuzen, sowie von sexistischer Sprache. Alarmierend ist auch, dass Lehrer laut den Berichten häufig nicht adäquat auf solches Verhalten reagieren. Der Kreisschülerrat kritisiert zudem, dass passive Maßnahmen, wie das Anbringen von Plakaten, nicht ausreichen, um diese gravierenden Probleme zu bekämpfen.
In zwei spezifischen Fällen von diskriminierenden Posts wurde versucht, die Vorfälle zur Anzeige zu bringen, was die Ernsthaftigkeit der Problematik unterstreicht. Um im politischen Diskurs aktiv zu sein und um auf die besorgniserregenden Zustände aufmerksam zu machen, organisierte der Kreisschülerrat eine Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl, bei der die AfD-Kandidaten nicht zur Teilnahme eingeladen wurden, nachdem andere Politiker als Protest ihre Teilnahme zurückgezogen hatten.
Schultoiletten als diskriminierende Räume
Schultoiletten sind nicht nur essentielle Einrichtungen, sondern auch umkämpfte politische Räume. Sie bieten Rückzugsräume für Schüler, um ungestört zu sein, können aber auch zu Orten des Unmuts und des Widerstands werden, die durch Vandalismus zum Ausdruck kommen. Darüber hinaus haben sie das Potenzial, diskriminierende Strukturen zu reproduzieren, unter anderem durch eine binäre Geschlechtertrennung und mangelnde Barrierefreiheit. Dieses Umfeld kann bestimmte Personengruppen benachteiligen oder sogar ausschließen.
Ein Abbau der Binarität und eine kritische Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen könnten zu einem umfassenderen Diskurs über Diskriminierung und die Ausgestaltung von sanitären Räumen an Schulen führen. Gebührenfreie und langsame Verfügbarkeit von sanitären Einrichtungen könnte den Schülern helfen, ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen und auszudrücken. Zudem sollten die Gestaltungen dieser Räume von den Schulen ernsthaft überdacht werden, um den Ansprüchen aller Schüler gerecht zu werden, so wie es auch weitere Studien belegen.
Die Probleme in den Schulen im Landkreis Diepholz sind ein ernster Weckruf, der nicht nur für lokale Entscheidungsträger, sondern für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung ist. Der Kreisschülerrat fordert dringend Veränderungen, um einen sicheren und diskriminierungsfreien Raum für alle Schüler zu schaffen.
Für detailliertere Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen an Schulen empfehlen wir den Bericht von Weser-Kurier, sowie die wissenschaftliche Analyse der Situation unter Duepublico und die weiterführenden Studien zu den Themen Diskriminierung und Geschlechterfragen unter Duepublico.