
Raimund W. Jacob, ein Hausbesitzer aus Drebber, steht vor einem unerwarteten Problem: Trotz des nachweislich vorhandenen Glasfaseranschlusses an seiner Adresse erhielt er von Großanbietern wie Telekom, Vodafone und O2 die Absage, einen günstigeren Tarif abschließen zu können. Diese Rückmeldung hat bei Jacob Besorgnis ausgelöst, und er vermutet eine mögliche Manipulation des Wettbewerbs um Glasfaseranschlüsse im Landkreis Diepholz. In seiner Sicht steht die Vermarktung des lokalen Glasfasernetzes, die an GVG-Glasfaser und deren Tochtergesellschaft Nordischnet übertragen wurde, in direktem Zusammenhang mit dieser Konkurrenzsituation. kreiszeitung.de berichtet, dass Jacobs Anschluss im Februar 2023 freigeschaltet wurde, nachdem er sich für zwei Jahre an Nordischnet gebunden hatte.
Der Landkreis bestreitet die Behauptungen Jacobs und verweist auf die Vorgaben des Fördermittelgebers, die einen diskriminierungsfreien Netzzugang garantieren sollen. Mareike Rain, Pressesprecherin des Landkreises, bestätigte, dass derzeit nur Nordischnet als Provider zur Verfügung steht. Im Rahmen des Telekommunikationsgesetzes sind Betreiber öffentlicher Netze verpflichtet, Wettbewerbern Zugang zu gewähren, wenn dies mit dem Netzbetreiber vereinbart wurde. Jedoch gibt es aktuell keinen Kooperationsvertrag zwischen der Deutschen Telekom und Nordischnet, was den Zugang zu Telekom-Produkten über das Nordischnet-Netz unmöglich macht. Aus dieser Situation resultiert Jacob’s Entscheidung, seinen Glasfaseranschluss zu kündigen und auf eine schnellere DSL-Verbindung umzusteigen.
Glasfaserausbau im Landkreis Diepholz
Der Glasfaserausbau in der Region macht unterdessen bedeutende Fortschritte. Im März 2023 wurden 2.800 Hausanschlüsse sowie 430 Kilometer Trasse abgenommen, wobei insgesamt 70 Prozent der 12.500 geplanten Hausanschlüsse bereits abgenommen sind. Der Landkreis Diepholz hat insgesamt 1.400 Kilometer Trasse abgenommen, und 13 von 24 Teilgebieten sind baulich abgeschlossen. Besonders hervorzuheben sind die abgenommenen Baulose in Orten wie Eydelstedt, Martfeld und Bruchhausen-Vilsen.
Die technische Ausstattung der neuen Anschlüsse erfolgt ebenfalls durch GVG Glasfaser, und die Übergabe der Baulose wird in den kommenden Wochen erwartet. Nach abschließenden Prüfungen werden die Anschlüsse innerhalb von 4 bis 8 Wochen aktiviert. In Anbetracht der Herausforderungen bei der Anbindung von rund 800 als „unwirtschaftlich“ geltenden Adressen bietet der Landkreis eine Förderung an, um die Anschlusskosten von 4.165 Euro auf lediglich 799 Euro bis Ende 2023 zu senken. diepholz.de berichtet von der erfolgreichen Beantragung von Förderbescheiden in Höhe von über 5 Millionen Euro.
Nationale Strategie für den Netzausbau
Im Rahmen der nationalen Strategie strebt die Bundesregierung an, bis 2030 flächendeckend Glasfaseranschlüsse bis ins Haus und den Mobilfunkstandard 5G bereitzustellen. Laut einem Bericht der bundesregierung.de sind bereits 92 Prozent der Fläche Deutschlands seit 2023 mit 5G versorgt, was eine beachtliche Verbesserung darstellt. Zudem sind Gigabit-Anschlüsse für etwa 74 Prozent der Haushalte verfügbar. Um den Netzausbau zu beschleunigen, wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der die Genehmigungsverfahren verkürzt und ein überragendes öffentliches Interesse anerkennt.
Die Entwicklung der Telekommunikationsinfrastruktur im Landkreis Diepholz spiegelt somit die größeren Bestrebungen der Bundesregierung wider, die Wettbewerbsbedingungen zu stärken und gleichzeitig die digitale Infrastruktur zu verbessern.