
Das St. Josefs-Hospital Cloppenburg hat sich seit Mitte November 2024 in einem Schutzschirmverfahren befunden, das voraussichtlich Ende April 2025 abgeschlossen wird. Geschäftsführer Andreas Krone hebt hervor, dass dieses Verfahren entscheidend für die wirtschaftliche Stabilität des Krankenhauses sei. Trotz der aktuellen Herausforderungen gibt es keine Anzeichen für einen Stellenabbau; keine Mitarbeitenden haben das Hospital in diesem Zusammenhang verlassen. Die Patientenzuweisungen sind stabil geblieben, was für die Einrichtung ein positives Zeichen ist.
Die ergriffenen Sanierungsmaßnahmen haben bereits zu einer Leistungssteigerung von etwa fünf Prozent im Jahr 2024 geführt. Um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, wurden die Kosten für Leihpersonal deutlich gesenkt, sodass nur begrenzt auf externe Arbeitskräfte zurückgegriffen werden muss. Zudem werden Lieferungs- und Leistungsverträge neu verhandelt, was zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen soll.
Wirtschaftliche Herausforderungen in der Krankenhauslandschaft
Die Lage des St. Josefs-Hospitals ist kein Einzelfall. Immer mehr Kliniken sehen sich aufgrund des ökonomischen Wettbewerbsdrucks gezwungen, ein Schutzschirmverfahren einzuleiten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: rückläufige Fallzahlen seit der Corona-Pandemie, Abwanderung von Personal sowie steigende Kosten für Energie und Sachleistungen sind zentrale Faktoren. Ab September 2023 wurde zudem die Insolvenzantragspflicht für Krankenhausleitungen verschärft, was den Druck auf Einrichtungen weiter erhöht hat. Als Insolvenzgründe gelten unter anderem Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung.
Das Schutzschirmverfahren wird als sinnvolles Sanierungsinstrument angesehen, wenn Kliniken noch nicht zahlungsunfähig sind. Es ermöglicht den Geschäftsführungen, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten, während notwendige Sanierungsmaßnahmen zügig umgesetzt werden. Krone bezeichnet dieser Strategie als den richtigen Schritt zur richtigen Zeit und betont die konsequente Fortführung des Sanierungsprozesses.
Bedeutung für die Region
Ulrich Pelster, der Vorstandsvorsitzende der Schwester-Euthymia-Stiftung, bekräftigt die zentrale Rolle des Krankenhauses für die regionale Versorgung. Die regelmäßigen Fördermittel des Landes Niedersachsen für Baumaßnahmen zeigen, dass das Krankenhaus auch weiterhin als wichtig angesehen wird. Sowohl Krone als auch Pelster zeigen sich offen für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Friesoythe, um gemeinsam die Herausforderungen der Krankenhausreform zu bewältigen.
Ein zentraler Bestandteil der Reformansätze ist die geplante Einführung einer Vorhaltevergütung, um die bedarfsnotwendigen Krankenhäuser unabhängig von der Leistungserbringung zu sichern. Dies könnte möglicherweise auch dem St. Josefs-Hospital zugutekommen, das Teil des Landeskrankenhausplans ist. Krankenhäuser, die hierin aufgenommen sind, erhalten Behandlungskosten von Krankenkassen erstattet.
Die Krankenhausfinanzierung erfolgt über das DRG-System, das eine Basisvergütung für somatische Behandlungen bietet. Die Einführung dieses Systems hat zu mehr Transparenz und Wirtschaftlichkeit in der Krankenhausversorgung geführt, jedoch auch zu Herausforderungen, da es Fehlanreize setzen kann. Besonders durch den anhaltenden Druck, Fälle zu generieren, besteht die Gefahr medizinisch unnötiger Eingriffe. Die geplante Krankenhausreform soll diese Fehlanreize mindern und das Krankenhauswesen auf stabilere Beine stellen.
Die Situation des St. Josefs-Hospitals zeigt exemplarisch die vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die sich in der gegenwärtigen Krankenhauslandschaft bieten. Mit dem richtigen Sanierungskonzept und einer engen Zusammenarbeit mit regionalen Partnern könnte das Krankenhaus seinen Platz im Gesundheitswesen auch trotz widriger Umstände behaupten.