
Arineo, ein IT-Dienstleister mit Sitz in Göttingen, hat einen bemerkenswerten Schritt in der Unternehmensführung vollzogen: Seit Montag gehört das Unternehmen nun vollständig der Belegschaft von fast 400 Mitarbeitenden. Diese Entscheidung ist das Ergebnis eines siebenjährigen Prozesses, der darauf abzielte, das Unternehmen unverkäuflich zu machen und eine eigenverantwortliche Struktur zu schaffen, die den Mitarbeitenden Kontrolle über ihr Arbeitsumfeld gibt. Geschäftsführer Marko Weinrich hebt hervor, dass die Beschäftigten die besten Eigentümer sind, um die Kontinuität und Stabilität des Unternehmens zu sichern und einen Verkauf an renditeorientierte Investoren zu verhindern.
Das Unternehmen wurde 2018 mit dem Plan gegründet, das „Employee Owned Company“ (EOC) Modell zu implementieren. Zu diesem Zeitpunkt gab es 53 Gesellschafter, allesamt Mitarbeitende. Arineo verfolgt das Ziel, dass ein Verkauf ohne Zustimmung der Belegschaft nicht möglich ist, was die Unabhängigkeit im Management stärkt. Zum Schutz der Zukunft des Unternehmens wird es außerdem von einer Stiftung geleitet, die aus aktuellen Mitarbeitenden besteht und damit eine ständige Kontrolle ermöglicht.
Motivation und Kontinuität
Ein wichtiger Anreiz für die Einführung dieses Modells ist die Absicht, Fachkräfte anzuziehen und die Personalfluktuation zu reduzieren. Die Erfahrungen vieler Beschäftigter mit Eigentümerwechseln in der Vergangenheit haben dazu geführt, dass eine stabile und vertrauensvolle Unternehmensstruktur gewünscht ist. Das neue Eigentümer-Modell soll nicht nur die Motivation der Mitarbeitenden steigern, sondern auch dazu beitragen, dass Kapital im Unternehmen bleibt und nicht an externe Investoren fließt.
Das gesamte Konzept der Mitarbeitendenbeteiligung und -eigentümerschaft ist in Deutschland vergleichsweise selten. Die meisten Unternehmen praktizieren Mitarbeiterbeteiligungen, jedoch ist die vollständige Eigentümerschaft durch die Belegschaft äußerst ungewöhnlich. Im Gegensatz dazu sind solche Modelle im angelsächsischen Raum weiter verbreitet und profitieren oft von steuerlichen Förderungen.
Auswirkungen und Ausblick
Der Übergang zur vollständigen Mitarbeiterbeteiligung war aufwendig, zeigt jedoch die Entschlossenheit des Unternehmens, ein gesundes und motiviertes Arbeitsumfeld zu kreieren. Laut der Unternehmenswebseite wird die Umsetzung des Modells aller Voraussicht nach im Jahr 2024 abgeschlossen sein, was weitere Sicherheit für die Mitarbeitenden bietet und die Zukunft des Unternehmens festigt.
Auf politischer Ebene setzen sich Organisationen wie der Bundesverband Deutsche Startups e.V. zusammen mit der Boston Consulting Group für eine Reform des GmbH- und Steuerrechts ein. Ziel dieser Bemühungen ist es, die Mitarbeiterbeteiligung einfacher und attraktiver zu gestalten, wodurch ähnliche Modelle wie bei Arineo gefördert werden könnten. Diese Reformen könnten erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Unternehmenslandschaft in Deutschland haben, insbesondere für Startups und vergleichbare Modelle.
Insgesamt positioniert sich Arineo so als Pionier in der Branche und bietet ein alternatives Unternehmensmodell, das sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen zugutekommt. Es bleibt abzuwarten, wie sich solche Initiativen in der deutschen Unternehmenswelt entwickeln werden und welche positiven Effekte sie auf die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität von Arbeitgebern haben können.
Für weitere Informationen steht die Offizielle Webseite von Arineo zur Verfügung. Zusätzlich werden im NDR und auf Dawicon weitere relevante Lerntools und Studien besprochen, die das Thema der Mitarbeitendenbeteiligung vertiefen.