
Im Rahmen einer umstrittenen Räumungsaktion am Regenrückhaltebecken Ebbers Kamp in Rotenburg (Wümme) kam es im Herbst 2024 zu erheblichen Umweltauswirkungen. Das Gelände, das über 22 Jahre hinweg der Natur überlassen war, entwickelte sich zu einem artenreichen Biotop. Frühere Nutzungen des Beckens beschränkten sich auf die Rückhaltung von überschüssigem Regenwasser aus einem umliegenden Baugebiet. Die unüberlegte Räumung, die eine Vielzahl von Bäumen und Sträuchern beseitigte, führte jedoch zu einem dramatischen Fischsterben und einer Entblößung des Geländes, die Anwohner mit „Fassungslosigkeit“ und „Erschütterung“ verfolgten, wie kreiszeitung.de berichtet.
Bürgermeister Torsten Oestmann räumte ein, dass bei der Durchführung der Arbeiten gravierende Fehler gemacht wurden. Insbesondere wurde nicht ausreichend auf den Naturschutz und die Einhaltung von Absprachen mit der Naturschutzbehörde geachtet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte diese Vorgehensweise scharf und wies darauf hin, dass solche „Pflegemaßnahmen“ fatale Folgen für die Biodiversität haben können. Manfred Radtke, BUND-Sprecher, verlangte nicht nur mehr Informationen, sondern auch die Einbeziehung von Experten in zukünftige Prozesse.
Konsequenzen für die Biodiversität
Die Vorfälle um das Regenrückhaltebecken sind ein Beispiel für die tieferliegende Problematik der Urbanisierung, die weltweit zu einem dramatischen Verlust an Biodiversität führt. Aussterberaten bei Tier- und Pflanzenarten liegen heute deutlich über den natürlichen Erwartungen, was vor allem durch den Landnutzungswandel und – insbesondere – die Urbanisierung bedingt ist. Urbanisierte Gebiete verlieren oft ihre natürlichen Lebensräume und schwächen die Biodiversität, zumal Gewässer in Siedlungsgebieten hohe Verluste an Artenvielfalt aufweisen, wie auch dbu.de anmerkt.
Regenrückhaltebecken, wenn sie entsprechend gepflegt werden, könnten jedoch als Refugien für seltene Arten dienen. Untersuchungen, die von der Universität Osnabrück durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass das Lebensraummosaik solcher Becken entscheidend für die Erhaltung verschiedener aquatischer und terrestrischer Arten ist. In der Zeit von 2014 bis 2017 wurden in einem Forschungsprojekt verschiedene Indikatorgruppen, wie Höhere Pflanzen und Amphibien, untersucht, um die Wichtigkeit dieser Lebensräume besser zu verstehen.
Der Blick in die Zukunft
Die Ereignisse am Ebbers Kamp verdeutlichen die Notwendigkeit eines stärkeren Bewusstseins für die Verantwortung gegenüber der biologischen Vielfalt. Die Stadt Rotenburg plant nun eine Anwohnerversammlung, um die internen Entscheidungsprozesse zu hinterfragen und zukünftige Maßnahmen zu verbessern. Bürgermeister Oestmann betonte, dass eine engere Einbindung des Landschaftswarts sowie eine Prüfung der ökologischen Baubegleitung angestrebt werden sollen.
Der Einfluss der Urbanisierung auf Biodiversität ist ein Thema, das nicht nur Rotenburg, sondern viele Städte und Regionen weltweit betrifft. Die Herausforderungen, die sich aus der fortschreitenden Urbanisierung ergeben – wie der Verlust von Habitaten, die Isolation von Arten und die allgemeine Abnahme der biologischen Vielfalt – sind dringlich. Forschung zeigt, dass auch in Bergregionen die Urbanisierung zunehmend bedeutend wird und für die Biodiversität weitreichende Auswirkungen haben kann, etwa durch veränderte Lebensräume und landwirtschaftliche Praktiken, so eurac.edu.