
Ein zentraler Aspekt der aktuellen Verkehrspolitik in Niedersachsen ist die Reaktivierung von Bahnstrecken, die in den letzten Monaten zunehmend in den Fokus rückt. So hat sich das Verfahren zur Reaktivierung um drei Monate verschoben. Ursprünglich sollten die Ergebnisse der zweiten Stufe des Prüfverfahrens bereits im Dezember 2024 verfügbar sein. Nun wird eine Entscheidung der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) für Mitte März 2025 erwartet. Aktuell stehen noch 21 Strecken zur Debatte. Laut der Kreiszeitung sind unter diesen auch vier Strecken im beschleunigten Verfahren, darunter Lüneburg-Soltau und Bremervörde-Stade.
Malte Diehl von Pro Bahn äußert optimistisch, dass zwischen 10 und 15 der in Frage kommenden Strecken reaktiviert werden könnten. Gleichzeitig warnt er jedoch vor einer Unterfinanzierung, die die Umsetzung gefährden könnte. Der Landesrechnungshof weist darauf hin, dass Niedersachsen Regionalisierungsmittel teilweise für den Schülerbusverkehr verwendet, was den Schienenbetrieb belastet. Diese Mittel werden seit der Bahnreform 1994 jährlich vom Bund an die Länder ausgezahlt, doch eine Kürzung um 32 Millionen Euro jährlich im Rahmen der Sparpolitik der Bundesregierung setzt die finanzielle Grundlage weiter unter Druck.
Die verschiedenen Phasen der Reaktivierung
Die LNVG führt ein vierstufiges Prüfverfahren durch, um die Strecken auszuwählen. In der ersten Stufe wurden 54 Strecken untersucht, von denen 15 in die zweite Stufe aufrückten, der eine Nutzwertanalyse folgt. Am Ende wird der Betrieb der ausgewählten Strecken konkret geplant, nachdem die langfristigen anfallenden Kosten ermittelt wurden. In dieser Prozedur werden auch die verschiedenen Teilstrecken betrachtet, wobei die Optimierung der bestehenden Infrastruktur eine herausragende Rolle spielt. Zu den herausragenden Verbindungen zählen unter anderem die Strecke Rotenburg-Bremervörde, für die Haltestellen in Waffensen und Zeven geplant sind.
Trotz der Fortschritte bei der Reaktivierung bestehen noch technische Probleme, vor allem für die Strecke Bremervörde-Stade. Die lokale Vernetzung wird als wichtig angesehen, um sowohl den Zug- als auch den Busverkehr zu stärken. Diehl sieht sogar die Möglichkeit, dass Personenzüge auf der Strecke Rotenburg-Bremervörde im Stundentakt fahren könnten, auch wenn das Fahrgastpotenzial als schwach eingeschätzt wird.
Finanzielle Herausforderungen und Perspektiven
Die Herausforderungen der Finanzierung dürfen dabei nicht unterschätzt werden. PRO BAHN fordert eine Rücknahme der Kürzung der Regionalisierungsmittel sowie weitere landeseigene Mittel für den Schienenpersonennahverkehr. Minister Olaf Lies hat betont, dass alle Kriterien zur Streckenerfüllung auch auf die reaktivierten Linien ausgedehnt werden sollen. Gleichzeitig gibt es Forderungen nach einem neuen landeseigenen Fonds speziell für den Betrieb reaktivierter Bahnstrecken. Diese Maßnahmen sind wichtig, um die Nachhaltigkeit und Effizienz des Verkehrsangebots in Niedersachsen zu gewährleisten.
Der politische Kontext ist ebenfalls relevant. Der erwartete Zeitplan sieht vor, dass bis 2026 Ergebnisse vorgelegt werden. Verkehrsminister Lies ist sich der Notwendigkeit bewusst, positive Errungenschaften vor der Landtagswahl zu präsentieren. Dies könnte zusätzlichen Druck auf alle Beteiligten ausüben, um einen reibungslosen Ablauf des Reaktivierungsprozesses zu sichern, ohne jedoch das erforderliche Maß an finanzieller Stabilität aus den Augen zu verlieren.
Die Pro Bahn hat ihre Besorgnis über den Reaktivierungsprozess geäußert, zieht aber gleichzeitig eine vielversprechende Bilanz in Bezug auf die Fortschritte, die bei der Reaktivierung der Bahnstrecke Coevorden-Neuenhaus erzielt wurden. Hier steht der vorzeitige Maßnahmenbeginn im Raum, und erste Personenzüge könnten bereits 2026 fahren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reaktivierung der Bahnstrecken in Niedersachsen sowohl große Chancen als auch erhebliche Herausforderungen birgt. Die kommenden Monate werden entscheidend sein für die Zukunft des Schienenverkehrs in der Region. Wie die Grünen Niedersachsen betonen, sind nachhaltige Lösungen und die Unterstützung von Kommunen unerlässlich für den Erfolg dieses Vorhabens.