
Ardagh Glass Packaging Deutschland plant die Schließung seines Werks in Drebkau, Brandenburg, wo derzeit 163 Mitarbeiter beschäftigt sind. Diese Entscheidung muss jedoch noch mit dem Betriebsrat abgestimmt werden. Das Unternehmen gehört zur größeren Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Nienburg, die in der deutschen Glasindustrie eine bedeutende Rolle spielt. Der Standort Drebkau hat eine lange Geschichte in der Glasproduktion und war traditionell der zweitwichtigste Wirtschaftszweig der Region, nach der Braunkohle.
Der brandenburgische Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) zeigt sich besorgt über diese Entwicklung und setzt sich für den Erhalt des Glaswerks ein. Sowohl die Stadt Drebkau als auch der Landkreis und das Land sind aktiv geworden und planen, die Konzernleitung in Nienburg zu kontaktieren, um für den Fortbestand des Werks zu werben. Diese Bemühungen sind besonders wichtig, da die gesamte Glasindustrie in Deutschland angesichts gestiegener Energiepreise und eines damit verbundenen Wettbewerbsdrucks unter subventionierten Anbietern aus China unter wirtschaftlichem Stress steht, wie rbb24 feststellt.
Politische Reaktionen und Maßnahmen
Landrat Harald Altekrüger (CDU) hat in einem Brandbrief an die Bundes- und Landesregierung sofortige Maßnahmen gefordert, um die Glasindustrie in der Lausitz zu schützen. Altekrüger betont, dass er als „zu klein“ empfindet, um genug Einfluss auszuüben, um Veränderungen herbeizuführen. In seinem Schreiben macht er deutlich, dass die Schließung des Werks ein negatives Signal für die lokale Wirtschaft darstellt und die Unterstützung der Bundesregierung dringend erforderlich ist, insbesondere zur Senkung der Energiepreise. Erforderliche Maßnahmen, wie der Resilienzbonus für die Glasindustrie, werden ebenfalls gefordert, um den Herausforderungen zu begegnen.
Die Probleme der Drebkauer Produktionsstätte spiegeln ein größeres Problem in der Branche wider. Drebkau befindet sich seit Monaten in Kurzarbeit, und der Standort könnte bereits nach 110 Jahren seine Türen schließen, was von der Unternehmensleitung kürzlich bestätigt wurde. Ähnliche Schwierigkeiten werden auch in der benachbarten Glasmanufaktur Brandenburg (GMB) in Tschernitz berichtet, die als einziger Hersteller von Solarglas in Europa fungiert und ebenfalls von Schließungen bedroht ist. Sowohl Drebkau als auch Tschernitz kämpfen mit hohen Energiepreisen sowie den Folgen des Stopps russischer Gaslieferungen, was die Umstellung auf Erdgas erschwert.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die deutsche Glasindustrie hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Herausforderungen bewältigen müssen. Laut den neuesten Statistiken beläuft sich der Exportwert von Glaswaren im Jahr 2023 auf 8,76 Milliarden Euro, wodurch die Branche einen stabilen Exportanteil von 43,2% am Gesamtexport aufweist. Dennoch stellt der anhaltende Wettbewerbsdruck ein ernstes Hindernis dar, welches das Überleben vieler Unternehmen gefährdet.
Die Produktionsbedingungen in Drebkau und anderen Regionen sind besorgniserregend, und Landrat Altekrüger warnt, dass ein Scheitern der Glasindustrie nicht nur lokale Arbeitsplätze gefährdet, sondern auch das Vertrauen in die Politik untergraben könnte. Die Glasproduktion hat eine lange Tradition in der Lausitz und ist ein integraler Bestandteil der regionalen Wirtschaft, die es nach wie vor wert ist, geschützt zu werden.