
Im Jahr 2025 feiert die „C. J. Müller‘s Buchhandlung“ in der Goethestraße in Rotenburg (Wümme) ihren 150. Geburtstag. Inhaberin Cornelia Mansfeld, die die Buchhandlung seit 16 Jahren führt, sieht diesen Ort nicht nur als Verkaufsstelle, sondern als einen wichtigen Kulturraum für die Gemeinschaft. Sie plant, die Buchhandlung noch in diesem Jahr abzugeben, was angesichts des drohenden Schicksals einer Schließung bei fehlenden Nachfolgern dringlich erscheint. Ihre Suche ist bereits eröffnet und sie sucht jemanden, der ein echtes Interesse an Büchern, ein Gespür für Menschen sowie kaufmännisches Know-how mitbringt, berichtete die Kreiszeitung.
Das kulturelle Erbe der Buchhandlung steht im Mittelpunkt des Jubiläums. Als Teil der Feierlichkeiten sind am 1. Februar Miniveranstaltungen mit Buchvorstellungen und musikalischen Einlagen geplant, die um 14 Uhr beginnen. Drei Tage später wird während einer Veranstaltung zu Astrid Lindgren die Autorin Katrin Hörnlein ab 19 Uhr in der IGS sprechen. Am 22. Februar wird es eine Lesung bei Kaffee, Tee und Kuchen geben, bei der Mansfeld über die Weimarer Gesellschaft referieren wird.
Kulturelle Bedeutung von Buchhandlungen
Mit ihrer Buchhandlung hat Mansfeld sich dem Verband „Buy local“ angeschlossen und engagiert sich stark für die Kultur in der Stadt. Dieses Engagement zeigt sich auch in ihren Zukunftsplänen, die mehr Zeit für Lesen, Kunstgeschichte und Reisen vorsehen. Die Buchhandlung stellt einen wichtigen Bestandteil der kulturellen Infrastruktur in Rotenburg dar, deren Erhalt immer herausfordernder wird. Es ist erwähnenswert, dass im Jahr 2024 die Buchhandlung des Jahres in Niedersachsen nicht aus Rotenburg stammte, was einen weiteren Hinweis auf die wachsende Konkurrenz und die Herausforderungen für lokale Buchhandlungen darstellt.
Die Schilderungen von Mansfeld erinnern an die Geschichte der Thelemann’schen Buchhandlung in Weimar, die über mehr als ein Jahrhundert in der Schillerstraße 15 bestand. Nachdem Gustav Kiepenheuer 1908 die Buchhandlung übernahm, entwickelte sie sich zu einem wichtigen Literaturstandort. Kiepenheuer gründete 1909 seinen Verlag und veröffentlichte klassische Literatur. Trotz der Herausforderungen der Nachkriegszeit und der Konkurrenz durch große Buchhandelsketten, die schließlich auch zur Schließung der Thelemann’schen Buchhandlung im Jahr 2014 führten, spiegelt diese Geschichte die Bedeutung des lokalen Buchhandels wider und die Notwendigkeit, das kulturelle Erbe zu bewahren, wie Monika Estermann in ihrem Überblick über die Buchhandelsgeschichte beschreibt.
Der Kampf um die Zukunft des Buchhandels
Die Schließung der Thelemann’schen Buchhandlung unterstreicht die Probleme, mit denen lokale Buchhändler oft konfrontiert sind. Ab den 1960er Jahren erweiterte die Buchhandlung ihr Angebot, verkaufte Grafiken und Antiquitäten und veranstaltete zahlreiche Ausstellungen. Dennoch konnte der Druck durch die großen Ketten und das Internet nicht überwunden werden. Diese Herausforderungen stehen auch heute noch im Raum, während die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für die „C. J. Müller‘s Buchhandlung“ läuft.
Insgesamt stehen die lokalen Buchhandlungen vor der Aufgabe, sich neu zu definieren und ihren Platz in der digitalen Welt sowie im kulturellen Leben der Bevölkerung zu sichern. Die Schicksale der Buchhändler sind eng mit der sozialen und kulturellen Entwicklung des jeweiligen Standortes verbunden, so wie es auch die Geschichte der Buchhandlungen in Weimar und Rotenburg zeigt.